Hacker: Hagenbrunn wohl „Auslöser“
Cluster. In der Frage, wo der aktuelle Covid-Ausbruch in Wien und Niederösterreich seinen Ausgang nahm, sieht Wien das Postzentrum in Hagenbrunn als Auslöser.
Wien. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Sonntag eine erste Analyse des aktuellen Clusters an Coronavirusinfektionen präsentiert. Laut Hacker deutet alles darauf hin, dass das Postzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn bzw. die Leiharbeitsfirmen Auslöser waren.
„Es zeigt alles nach Hagenbrunn“, sagt Hacker. Dies habe die genaue Betrachtung der jüngsten Zahlen – viele der in Hagenbrunn tätigen Arbeiter leben in Wien – ergeben. Leiharbeit sei offenbar diesbezüglich ein großes Problem. Mit Flüchtlingen habe dies nichts zu tun. Denn die meisten Fälle etwa in der Flüchtlingsunterkunft in Erdberg ließen sich auf die Postverteilzentren zurückführen – und nicht umgekehrt.
Laut Stadt Wien sind offenbar aus Erdberg vor allem Personen betroffen, die als Leiharbeiter bei der Post tätig waren bzw. in weiterer Folge Personen, zu denen sie Kontakt hatten. Von mehr als 1000 Tests in verschiedenen Asyleinrichtungen waren nur knapp 40 (davon vier Betreuungspersonen) positiv. Dabei sei ein Konnex in Sachen Leiharbeit erkennbar gewesen, hieß es. Der Großteil der betroffenen Leiharbeiter seien zudem keine Flüchtlinge.
„Kein neuer Ausbruch“
Bei den meisten sei die Krankheit leicht verlaufen – nur in zehn Prozent der Fälle habe es die typischen Symptome gegeben. Man stehe vor „keinem neuerlichen Ausbruch“– die zuletzt in Wien gestiegenen Zahlen ergeben sich daraus, dass punktuell sehr intensiv getestet werde.
Als Konsequenz aus dem gehäuften Auftreten von Coronavirusinfektionen bei Leiharbeitern will Wien nun verstärkt deren Arbeitgeber ins Visier nehmen: In
Leiharbeitsfirmen – und zwar nicht nur in jener, die im aktuellen Fall betroffen ist – soll nun verstärkt getestet werden, ebenso bei deren Auftraggebern. Problematisch sei, dass Leiharbeiter kein Geld erhalten, wenn sie krank werden. Darum würden viele trotz Infektion arbeiten gehen.
„Mehrmals Hilfe angeboten“
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bot der Stadt am Sonntag erneut verstärkte Zusammenarbeit an: „Dieser dramatische Fall zeigt, dass es mehr braucht als bisher getan worden ist. Ich habe dem Wiener Bürgermeister mehrmals Hilfe beim Containment angeboten, um das Virus einzugrenzen. Spätestens jetzt wäre es Zeit, diese anzunehmen“, so der Minister. Im Wiener Rathaus wurde am Sonntag jedoch einmal mehr betont, dass man die Unterstützung der Exekutive als nicht nötig erachte. (APA)