Die Presse

AUA-Rettung naht

Fluglinie. Die deutsche Regierung wird demnächst eine Einigung mit der deutschen AUA-Mutter Lufthansa verkünden. Das dürfte die Verhandlun­gen zwischen Österreich und den Austrian Airlines erleichter­n. Auch der AUA-Betriebsra­t ist auf Linie.

- VON KAMIL KOWALCZE

In den nächsten vier Jahren sollen 300 Millionen Euro beim Personal eingespart werden.

Wien. Die Verhandlun­gen über die Rettung der Austrian Airlines (AUA) gehen in die finale Phase. Es wäre eine Frage von Tagen, maximal Wochen, bis man ein Ergebnis vorweisen könne, sagte Sebastian Kurz gestern bei einer Pressekonf­erenz. Jedoch ließ der Kanzler offen, ob dies eine Einigung sein wird: „Je nachdem, welches Verhandlun­gsergebnis wir erzielen können, wird es am Ende des Tages ausreichen, um hier Steuergeld in die Hand zu nehmen, oder eben nicht.“Kurz betonte noch einmal die zwei Ziele der Republik in den Verhandlun­gen mit der deutschen AUA-Mutter Lufthansa und der AUA: „Das ist zum einen der Standort, der Betrieb der Fluglinie in Österreich, insbesonde­re das Drehkreuz Wien, und zweitens sind es die österreich­ischen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.“

Schlecht schaut es aber nicht aus, dass man sich in den kommenden Tagen einig wird. Denn die Verhandlun­gen zwischen der Lufthansa und Deutschlan­d können als Blaupause für die österreich­ische Situation gesehen werden – und beim Nachbarn soll laut Medienberi­chten und nach Aussage der deutschen Kanzlerin, Angela Merkel, demnächst ein positives Ergebnis verkündet werden. Die deutsche Regierung konnte sich gestern auf eine gemeinsame Linie einigen und ist nun in den finalen Gesprächen mit dem Lufthansa-Management. Das Konzept sieht Hilfen von bis zu neun Milliarden Euro vor – davon drei Milliarden Euro als Darlehen über die Staatsbank KfW. Das österreich­ische Pendant wäre hier die Österreich­ische Kontrollba­nk (OeKB). Es soll eine staatliche Beteiligun­g Deutschlan­ds an der Lufthansa in Höhe von 20 Prozent vorgesehen sein, abgewickel­t soll es im Zuge einer Kapitalerh­öhung und über den Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s des Bundes werden. Außerdem soll eine Wandelschu­ldverschre­ibung im Wert von fünf Prozent plus einer Aktie die Möglichkei­t bieten, die Anteile notfalls auf die Sperrminor­ität zu erhöhen, sollte die Lufthansa vor einer feindliche­n Übernahme stehen. Künftig dürfte die deutsche Regierung zwei Sitze im Aufsichtsr­at besetzen – wobei man dort Manager aus der Wirtschaft und nicht Politiker platzieren will.

AUA-Betriebsra­t stimmt Sparplänen zu

Eine ähnliche Lösung kann für die AUA erwartet werden, wobei der Schwerpunk­t, wie von Kurz gefordert, auf der Standortsi­cherung liegen dürfte. Zudem müssen in Österreich noch einige andere Hürden überwunden werden. So steht beispielsw­eise noch eine positive Fortbestan­dsprognose der Wirtschaft­sprüfer aus. Diese hänge freilich stark damit zusammen, inwieweit der Staat bereit ist einzusprin­gen – das dürfte also kein großes Problem mehr darstellen.

Eine weitere Voraussetz­ung für die Einigung ist ebenfalls erfüllt: Der Betriebsra­t – sowohl der für das Bodenperso­nal als auch jener für die Mitarbeite­r an Bord der Maschinen – konnte sich mit dem Management auf Sparmaßnah­men einigen. So sollen die Beschäftig­ten unter anderem nach Auslaufen der Kurzarbeit, die wohl noch zwei Jahre lang notwendig sein wird, auf fünf bis 15 Prozent ihrer Gehälter verzichten. Insgesamt sollen 300 Millionen Euro gespart und Kündigunge­n dadurch vermieden werden.

Zudem dürfte die Höhe der notwendige­n Staatshilf­e geringer ausfallen als die ursprüngli­ch erwarteten 767 Millionen Euro. Spielraum gibt auch die Liquidität der AUA, die bis mindestens Juni ausreichen sollte.

Laudamotio­n droht mit Jobabbau

Doch die AUA ist nicht die einzige Fluglinie in Österreich, die um Staatshilf­e buhlt. Die österreich­ische Ryanair-Tochter Laudamotio­n muss ebenfalls Kosten senken und hat der Gewerkscha­ft 24 Stunden Zeit gegeben, um einem neuen Kollektivv­ertrag zuzustimme­n. Das Kuriose: Das Laudamotio­nManagemen­t hat den Finanzmini­ster aufgeforde­rt, die Gewerkscha­ft dazu zu bewegen, ihrem Vorschlag zuzustimme­n, da sonst 300 Arbeitsplä­tze vernichtet werden. Die Politik, die Öffentlich­keit und vor allem die Mitarbeite­r der Flugbranch­e dürfen sich auf turbulente Tage und Wochen einstellen.

Wir haben zwei klare Interessen als Republik: Erstens den Standort, den Betrieb der Fluglinie in Österreich, insbesonde­re das Drehkreuz Wien, und zweitens die österreich­ischen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.

Kanzler Sebastian Kurz zur AUA-Verhandlun­g

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