Jacobs Kaffee will 2020 an die Bör
IPO. Die Kaffee-Holding JDE Peet’s sieht trotz Corona genügend Stabilität in den Kapitalmärkten.
London. Mitten in der Coronakrise wagt die deutsche Milliardärsfamilie Reimann den größten Börsengang des Jahres in Europa.
Die Kaffee- und Tee-Holding JDE Peet’s soll in den nächsten Wochen an die Börse Amsterdam gebracht werden, wie das Unternehmen ankündigte. „Wir sehen gerade ausreichend Stabilität in den Kapitalmärkten“, sagte JDE-Peet’sChef Casey Keller, als er der Öffentlichkeit von den Plänen berichtete. Er zeigte sich voll Zuversicht, denn der Markt für Kaffee und Tee sei selbst in einer Krise wie dieser relativ widerstandsfähig. Das Unternehmen mit den Kaffee-Marken Jacobs und Douwe Egberts, der kalifornischen Kaffeehauskette Peet’s und der Teemarke Pickwick ist in der Branche weltweit die Nummer zwei hinter dem schweizerischen Nahrungsmittelkonzern Nestle.
JDE Peet’s will mit dem Börsengang 700 Mio. Euro einnehmen, um einen Teil seiner Schulden zu tilgen. Daneben sollen Minderheitsaktionäre, allen voran der ehemalige Jacobs-Eigentümer Mondelez,¯ Gelegenheit bekommen, sich von JDE-Aktien zu trennen.
Reimanns geben nichts ab
Mondelez¯ hält 26 Prozent an der früheren Tochter. Insgesamt dürfte die Emission damit Insidern zufolge zwischen 1,5 und 2,0 Milliarden Euro schwer werden. Die Familien-Holding der Reimanns, JAB, will keine Anteile abgeben und „langfristig die Mehrheit halten“. JDE Peet’s werde einschließlich Schulden mit rund 25 Mrd. Euro bewertet, allein der Börsenwert dürfte bei 16 Milliarden liegen, sagte einer der Insider.
Organisiert wird der Börsengang von den Investmentbanken
BNP Paribas, Goldman Sachs und JP Morgan. In Zeiten von Kontaktund Reisebeschränkungen wird die übliche Werbetour des Vorstands bei Investoren freilich anders als gewohnt ablaufen, nämlich vorwiegend auf digitalem Weg, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Damit könnte es vom offiziellen Startschuss des Börsengangs bis zur Erstnotiz sogar weniger lang dauern als die üblichen vier Wochen.
Im vergangenen Jahr steigerte JDE Peet’s den Umsatz auf 6,9 (2018: 6,7) Mrd. Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) habe sich auf 1,26 (1,17) Mrd. Euro verbessert. Der Nettogewinn ging aber auf 585 (663) Mio. Euro zurück. 50 bis 60 Prozent des Gewinns will JDE Peet’s künftig als Dividende ausschütten. Wie das möglich ist? Die Coronapandemie habe sich nur auf die Belieferung von Hotels und Büros mit Kaffee ausgewirkt, sagte Keller. Der Rest des Geschäfts habe sogar davon profitiert.
Kaffeebohnen bringen das Geld
JDE Peet’s macht den Löwenanteil des Umsatzes mit Kaffeebohnen, Tassimo- und Senseo- Kapseln sowie Pickwick-Teebeuteln. Im ersten Quartal sei der Umsatz um drei Prozent, das Ebit sogar um mehr als zehn Prozent gestiegen.
Die Familie Reimann gilt mit einem Vermögen von 35 Mrd. Euro als eine der reichsten in Deutschland. Grundstein des Reichtums war die Beteiligung am Ludwigshafener Chemieunternehmen Johann A. Benckiser (heute Reckitt Benckiser). Sie hält die Mehrheit an der börsenotierten KosmetikHolding Coty und am US-Getränkekonzern Keurig Dr. Pepper, der mit JDE Peet’s konkurriert. (APA)