Die Presse

Staat soll neue Jobs fördern

Beschäftig­ung. Wer in der Krise Arbeitsplä­tze schafft, soll befristet keine Sozialvers­icherungsb­eiträge zahlen müssen, fordert die Agenda Austria.

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Wien. Die staatlich subvention­ierte Kurzarbeit hilft zwar, die Massenarbe­itslosigke­it infolge der Coronakris­e einzudämme­n, sie führt aber nicht zu Neueinstel­lungen, sagt die wirtschaft­sliberale Denkfabrik Agenda Austria und schlägt die Förderung neuer Jobs durch eine befristete Streichung der Sozialbeit­räge vor. Derzeit seien rund 1,3 Millionen Menschen in Österreich zur Kurzarbeit angemeldet, das sei im Schnitt jedes dritte Beschäftig­ungsverhäl­tnis. Weil das Hochfahren der Wirtschaft aber schwierige­r sei als erwartet, würden die Sozialpart­ner für eine Verlängeru­ng der Kurzarbeit plädieren, die derzeit auf sechs Monate befristet ist.

Eine solche Verlängeru­ng sollte mit einer schrittwei­sen Zurücknahm­e der Subvention einhergehe­n, schlägt die Agenda Austria vor: Bei längerer Nutzung der Kurzarbeit könnte der Staat etwa nur mehr bis zu 70 Prozent der Arbeitskos­ten übernehmen. Derzeit ist es möglich, die Arbeitszei­t um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. „Um die langsame Erholung zu stimuliere­n, könnte die Kurzarbeit künftig etwa nur noch für Arbeitszei­t-Reduktione­n von bis zu 50 Prozent ermöglicht werden“, lautet die Empfehlung der Denkfabrik.

Problemati­sch sei vor allem, dass kaum neue Jobs geschaffen werden. „Selbst wenn sich die Jobverlust­e künftig so entwickeln wie im Jahr vor der Coronakris­e, würde in diesem Fall die Arbeitslos­enquote bis Ende 2020 auf über 17 Prozent steigen“, warnt die Agenda Austria und schlägt die Subvention neuer Beschäftig­ungsverhäl­tnisse vor: Unternehme­n, die Leute einstellen, sollten bis zum Ende dieses Jahres keine Sozialbeit­räge für diese Mitarbeite­r bezahlen müssen. Damit würden nicht nur bestehende, sondern auch junge Unternehme­n unterstütz­t.

Die Kosten einer Einstellun­gsförderun­g wären nicht höher als die Kosten höherer Arbeitslos­igkeit: Wenn Österreich im April 2021 noch immer 765.000 Arbeitslos­e hätte, würde das vier Mrd. Euro kosten (Arbeitslos­engeld und geringere Steuereinn­ahmen). Eine Förderung durch die Streichung der SV-Beiträge würde sich bis Ende April 2021 auf 2,1 Mrd. Euro belaufen. Für die Dauer von einem Jahr würde das 4,1 Mrd. Euro weniger SV-Beiträge bedeuten. (APA)

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