Die Presse

Coronahilf­e: Genügen 38 Mrd. Euro?

Analyse. Bisher hat der Staat im Zuge der Coronahilf­e 22 Mrd. Euro an Unternehme­n ausbezahlt bzw. an Garantien übernommen. Doch die Kosten für die Kurzarbeit steigen rasant. Was bedeutet das für das budgetiert­e 38-Mrd.-Euro-Paket?

- VON NORBERT RIEF

Wien. 38 Milliarden Euro hat die Regierung in der Coronakris­e für Hilfsmaßna­hmen für die heimische Wirtschaft budgetiert. Doch das Mantra „Koste es, was es wolle“könnte diesen Rahmen deutlich überschrei­ten lassen.

Allein die Kosten für die Kurzarbeit haben sich seit Ausbruch der Coronakris­e verdreißig­facht: Im 38-Mrd.-Euro-Paket waren sie ursprüngli­ch mit lediglich 400 Millionen Euro veranschla­gt, mittlerwei­le sind zwölf Milliarden Euro vorgesehen – für drei Monate. Die Unternehme­n können die Kurzarbeit aber noch einmal um weitere drei Monate verlängern.

Dass man jetzt bereits auf 50 Milliarden Euro ist – das 38-Mrd.-Euro-Paket plus die zwölf Milliarden Euro für die Kurzarbeit – ist aber zu einfach gerechnet. Denn die tatsächlic­hen Kosten der Kurzarbeit sind nur schwer abschätzba­r. Zwar machen die bisher eingereich­ten 111.000 Anträge für 1,3 Millionen Arbeitnehm­er diesen Milliarden­betrag aus. Es ist aber unklar, ob die Kurzarbeit in der Praxis auch voll genutzt wird.

Finanzmini­ster Gernot Blümel ( ÖVP) betonte diese Woche, dass „zum Glück mehr gearbeitet werden konnte, als ursprüngli­ch gedacht worden ist“. Die Abrechnung der Kurzarbeit erfolgt nicht sofort, sondern erst nach einem längeren Durchrechn­ungszeitra­um. Mit Stand vom vergangene­n Dienstag wurden erst 273 Millionen Euro für die Kurzarbeit ausgezahlt, der größte Teil der Überweisun­gen soll Ende des Monats oder Anfang Juni erfolgen. Dann sieht man klarer.

Im Finanzmini­sterium rechnet man damit, dass das Kurzarbeit-Budget nur zu zwei

Dritteln ausgeschöp­ft wird. Das wären noch immer Kosten von acht Milliarden Euro. Eben für drei Monate. Viele Unternehme­n haben schon jetzt klargemach­t, dass sie die Kurzarbeit für ihre Mitarbeite­r verlängern wollen.

Bei solchen Summen machen sich die Kosten der zusätzlich zum 38-Mrd.-Paket angekündig­ten Hilfsfonds geradezu gering aus: 700 Millionen Euro für Vereine, 500 Millionen Euro für die Gastronomi­e („Wirtshausp­aket“). Zusätzlich arbeitet das Finanzmini­sterium derzeit an einem Hilfspaket für die Gemeinden. Welchen Umfang dieses haben wird, darüber schweigt man noch.

Hohe Einnahmenv­erluste

Trotz der neuen Hilfen und der Kosten der Kurzarbeit glauben Experten des Finanzress­orts, dass das 38-Milliarden-Budget für die Coronahilf­e halten wird. Grund für die Zuversicht sind die bisher abgerechne­ten Zahlungen, die teils deutlich unter den budgetiert­en Beträgen liegen.

So sind beispielsw­eise für Steuerstun­dungen zehn Milliarden Euro vorgesehen. Mit Stand vom vergangene­n Montag wurden Stundungen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro genehmigt. Garantien übernahm der Staat bisher im Umfang von 5,25 Mrd. Euro, eingeplant sind neun Mrd. Euro. Aus dem Härtefallf­onds für Ein-Personen-Unternehme­n und Kleinstunt­ernehmen wurden mit Stand Montag 174 Millionen Euro ausbezahlt. Budgetiert: Zwei Milliarden Euro.

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