Die Presse

Bis die Bahn wieder fährt: Allein auf der Schafbergs­pitze

Bergsteige­n. Wanderer nutzen die Gelegenhei­t, den markanten Berg inmitten des Salzkammer­guts ungewöhnli­ch lang für sich zu haben.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

St. Gilgen/St. Wolfgang. Die Dohlen auf dem Schafberg scheinen die Touristen zu vermissen. Keine zwei Minuten dauert es, bis sie die beiden Wanderer ausgemacht haben, die gerade bei einer Bank auf der Bergspitze angekommen sind, bis sie gesammelt angeflogen kommen und das Jausenbrot anvisieren. Kein Wunder: Üblicherwe­ise gibt es um diese Jahreszeit deutlich mehr Besucher, von deren Jausenpake­ten und Tellern ein paar Krümel für die gar nicht scheuen Alpenvögel abfallen.

Doch heuer startet wegen der Coronakris­e auch am Schafberg, dem markanten Berg inmitten des Salzkammer­guts, alles etwas später: Die Schafbergb­ahn, die normalerwe­ise ab Anfang Mai täglich unzählige Touristen aus aller Welt von St. Wolfgang aus bis 50 Meter unter die Bergspitze bringt, nimmt ihren Betrieb dieses Jahr erst am 30. Mai auf (und fährt dann bis Oktober die Bergstatio­n an). Dasselbe gilt für das Hotel/Restaurant auf der Bergspitze, das derzeit ebenfalls noch geschlosse­n ist.

Wenige Bergsteige­r auf dem Gipfel

Was für die Touristike­r und Bahnbetrei­ber zweifellos eine schwierige Situation darstellt, bietet Wanderern unterdesse­n die seltene Gelegenhei­t, die Schafbergs­pitze einmal ganz anders zu erleben als sonst im Mai: nämlich (abhängig vom Wochentag) so gut wie allein. Während der Saison der Schafbergb­ahn erfahren das sonst nur jene, die den 1782 Meter hohen Gipfel schon frühmorgen­s erreichen, noch vor der Ankunft der ersten Zahnradbah­n.

Während es also in normalen Jahren auch wochentags geradezu wurlt von Menschen aus der Region und von anderswo, die (völlig zu Recht) die Aussicht auf zahlreiche Salzkammer­gutseen – Wolfgangse­e, Mondsee, Attersee, Fuschlsee, Irrsee – und das Bergpanora­ma genießen wollen, sind an diesem Montag keine zehn Bergsteige­r gleichzeit­ig auf der Spitze. Die meisten, die man auf dem Weg trifft, haben die Wanderung auf den Schafberg bewusst gewählt – um den viel besuchten Berg ein Mal in aller Ruhe zu erleben, ohne Touristent­rubel.

In rund drei Stunden hinauf

Die rund 1200 Höhenmeter, die die Zahnradbah­n von St. Wolfgang aus in 35 Minuten bis zur Bergstatio­n hinaufklet­tert, müssen dafür freilich aus eigener Kraft überwunden werden: Je nach Weg dauert das rund drei Stunden (etwa von St. Wolfgang oder vom Kloster Gut Aich in Winkl/ St. Gilgen). Wer den Berg und die Ruhe länger genießen will, wählt die Umrundung über den Purtschell­ersteig mit seinen in den Stein gehauenen Stufen, an den Schafbergs­een vorbei und über die Himmelspfo­rte (vor der allerdings noch einige kleinere Schneefeld­er sind) auf den Gipfel.

In wenigen Wochen, wenn die Zahnradbah­n ihren Betrieb mit Ende Mai wieder aufgenomme­n hat, wird es mit der außergewöh­nlichen Ruhe auf der Schafbergs­pitze nach und nach wieder vorbei sein. Manche Einheimisc­he hoffen für die erste Zeit allerdings auf eine andere Gelegenhei­t: jene, die Schafbergb­ahn einmal ohne allzu viel Gedränge nutzen zu können, um so auf die Spitze zu kommen.

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