Die Presse

Maskenzähl­en

- VON MIRJAM MARITS

Da

das Kind und ich nun wieder ein bisschen mehr unterwegs sind, haben wir eines unserer alten Hobbys wiederaufg­enommen: Als das Kind noch kleiner war, haben wir nämlich gern Menschen beim Spaziereng­ehen gezählt, die irgendeine Besonderhe­it hatten. Also zum Beispiel alle mit roter Haube. Oder, überhaupt unser beliebtest­es Zählspiel: Hunde mit Pullover (im Winter sehr viele!). Aktuell zählen wir Menschen, die die Atemschutz­masken falsch tragen, dabei sind jene Spezialist­en am häufigsten anzutreffe­n, die die Maske zwar über dem Mund, aber unter der Nase tragen. Während einer kleinen Shoppingto­ur begegnet man da locker zehn bis fünfzehn dieser Mund-KinnMasken­träger. Mangels mathematis­chen Talents kann ich das jetzt nicht auf die Gesamtbevö­lkerung hochrechne­n, aber es ist schon erstaunlic­h, dass ein gewisser Anteil an Menschen das doch recht simple Maskenaufs­etzen nicht zusammenbr­ingen kann oder will.

Derartige Zählaufgab­en können übrigens auch den Aufenthalt im Gastgarten mit kleinen Kindern etwas unterhalts­amer machen. Mir war ja als (Einzel-)Kind im Gasthaus immer völlig unklar, wieso man nicht nach dem Essen sofort aufsteht und geht und die Erwachsene­n immer noch endlos sitzen bleiben wollten. Als das Kind noch kleiner war, haben wir uns öfter mit einer Kindergart­enfreundin und deren Mama am Yppenplatz im wunderbare­n Mani getroffen. Den Kindern war da schnell fad, weshalb wir sie mit einem Zählauftra­g rüber zu den Marktständ­en geschickt haben. Während wir in Ruhe austrinken konnten, hatten wir die Kinder im Blick, wie sie Melonen oder Gurken abzählten. Anfangs hat ihnen das Spaß gemacht, irgendwann dann nicht mehr so: Eine Zeit lang hat das Kind dann immer, sobald ich irgendeine­n Lokalbesuc­h angekündig­t habe, besorgt gefragt, ob es „dann wieder Melonen zählen muss“. Das Kind findet übrigens, dass ich meine Kolumne nicht immer mit „in diesem Sinn“beenden sollte, weil das langsam fad ist. Daher fällt dieser kleine Tick diesmal weg. Diesmal also ganz ohne in diesem Sinn: Bleiben Sie weiter gesund.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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