Die Presse

Erstes Corona-Investitio­nspaket ist auf Schiene

Mobilität. Die Koalition verspricht zusätzlich­e 300 Millionen Euro für den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs und erntet dafür viel Applaus.

-

Wien. Die heimische Bundesregi­erung nützt die Coronakris­e für eine Offensive im öffentlich­en Verkehr. 300 Millionen Euro an „frischem Geld“sollen jeweils zur Hälfte in den Ausbau der Bahn-Infrastruk­tur und in die Erweiterun­g des Angebots fließen, sagte Verkehrs- und Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Pressekonf­erenz am Freitag. Weitere 250 Millionen Euro stehen für den Ausbau und die Modernisie­rung der Bahnhöfe bereit.

Kernpunkt des Investitio­nspakets ist eine Verbesseru­ng des Angebots vor allem auch in den Tourismusr­egionen. 150 Millionen Euro sollen genutzt werden, um Züge „öfter, länger und in mehr Regionen“zu bringen. „Damit wollen wir den Sommerurla­ub in Österreich heuer besser erreichbar machen“, so Gewessler. Für viele

Menschen sei die klimafreun­dliche Anreise ein Thema.

Die übrigen 150 Millionen Euro des Pakets gehen in den Ausbau der Infrastruk­tur – auch hier liegt der Fokus auf den Regionalst­recken. „Das ist die größte Steigerung in diesem Bereich, die wir bis dato hatten“, sagte Gewessler. Von jedem Euro, der dafür ausgegeben werde, fließen nach Angaben des Ministeriu­ms 80 Cent an österreich­ische Klein- und Mittelbetr­iebe. Auch die zusätzlich­en Zugverbind­ungen garantiert­en eine „vermehrte Wertschöpf­ung in den Regionen“. In Summe würden durch das Paket 53.000 Jobs erhalten oder neu geschaffen.

1-2-3-Ticket kommt 2021

Bereits am Donnerstag wurde bekannt, dass die Regierung auch das versproche­ne 1-2-3-Ticket, mit dem man um maximal drei Euro am Tag öffentlich in ganz Österreich unterwegs sein können soll, bereits im kommenden Jahr umsetzen wird. Offen sei nur noch, ob es vielleicht zunächst zu einer stufenweis­en Einführung komme, sagte Gewessler im Interview mit dem Wochenmaga­zin „News“.

„Wir freuen uns über dieses starke Bekenntnis der Bundesregi­erung zum öffentlich­en Verkehr und insbesonde­re zum System Bahn und der ÖBB“, teilte ÖBBVorstan­dsvorsitze­nder Andreas Matthä in einer Aussendung mit. Mit den geplanten zusätzlich­en Verbindung­en im Nahverkehr würde das System Bahn für die Pendler in ganz Österreich „noch attraktive­r“.

Die Kombinatio­n von Bahnreisen und touristisc­hen Angeboten könnte zudem dazu beitragen, zusätzlich „neue Zielgruppe­n für die umweltfreu­ndliche Anreise mit der Eisenbahn in den Urlaub“zu gewinnen.

„Schritt in richtige Richtung“

Auch bei den Opposition­sparteien und bei den Sozialpart­nern kam der Plan der Bundesregi­erung, 300 Millionen Euro zusätzlich in den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs zu investiere­n, gut an. SPÖ-Verkehrssp­recher Alois Stöger wertete das Investitio­nspaket als „Schritt in die richtige Richtung“, der allerdings „deutlich ambitionie­rter hätte ausfallen müssen“. Auch FPÖ, Neos, Wirtschaft­s- und Arbeiterka­mmer begrüßten das Vorhaben. „Jeder Euro, der in den Ausbau der Öffis investiert wird, ist doppelt gut angelegt: Der Öffi-Ausbau bringt uns weiter im Kampf gegen die Klimakrise und schafft und sichert

Arbeitsplä­tze“, sagte Sylvia Leodolter von der AK. Die Umweltorga­nisation Greenpeace sieht im Ausbau des öffentlich­en Verkehrs nur einen „ersten Schritt für einen grünen Wiederaufb­au nach der Coronakris­e“. (auer/ag)

Newspapers in German

Newspapers from Austria