Die Presse

Windräder wachsen heute in jedem Wimmelbuch

Die soziale Akzeptanz von Technologi­en für erneuerbar­e Energie ist hierzuland­e hoch. Besonders beliebt ist Fotovoltai­k. Windkraft ist vor allem für die Jungen bereits integraler Teil unserer Landschaft­en.

- VON CORNELIA GROBNER

Gombrowski­s Windkraft versaut uns die Landschaft“, steht auf einem Transparen­t. Und: „Der fette alte Hund frisst sich an uns gesund“auf einem anderen. Ja, manchmal kann das ländliche Idyll die Hölle sein. In Juli Zehs großem Gesellscha­ftsroman „Unterleute­n“, dem diese streitbare­n Sprüche entnommen sind, ist die Idylle eine Ortschaft in Brandenbur­g. In dem Buch dreht sich alles um einen geplanten Windpark und die Widerständ­e, die das Vorhaben mit sich bringt. Vor diesem Hintergrun­d seziert Zeh auf über 600 Seiten fein säuberlich eine fiktive Dorfgemein­schaft samt Umweltschü­tzern,

Spekulante­n, Zugezogene­n, Ortskaiser­n und ideologisc­hen Sturköpfen. Die literarisc­he Überzeichn­ung ist gelungen. Proteste gegen Windkrafta­nlagen zeigen jedoch auch in der österreich­ischen Realität: Die sichtbaren Eingriffe in die Landschaft bergen tatsächlic­h eine nicht zu unterschät­zende emotionale Sprengkraf­t.

Die Energiewis­senschaftl­erin Nina Hampl (Uni Klagenfurt und WU Wien) und der Umweltpsyc­hologe Robert Gennaro Sposato (Uni Klagenfurt) untersuche­n seit fünf Jahren gemeinsam mit Deloitte und Wien Energie, wie es um die Stimmung hinsichtli­ch erneuerbar­er Energie in Österreich steht. Seit Kurzem liegen die aktuellste­n Zahlen vor. Demnach können sich rund zwei Drittel der Befragten die Beteiligun­g an einer Energiegem­einschaft vorstellen. Hampl: „84 Prozent davon ist es wichtig, dass sich ein solches Projekt auf Technologi­e für erneuerbar­e Energie bezieht.“

Jugendlich­e Akzeptanz

Alles in allem ist die Bevölkerun­g zu 77 Prozent positiv zu erneuerbar­en Energien eingestell­t. „Besonders beliebt ist mit 88 Prozent Zustimmung die Fotovoltai­k. Jede sechste befragte Person plant derzeit die Installati­on einer Fotovoltai­kanlage“, sagt die Professori­n für Nachhaltig­es Energieman­agement. Hohe Akzeptanz hat auch Kleinwasse­rkraft (74 %) – allerdings nicht überall: In Niederöste­rreich und Salzburg nahm die Zustimmung stark ab. Landesweit ist die Beliebthei­t der Windkraft mit 67 Prozent auf ihrem Tiefstand. Nur in Kärnten stieg die Zustimmung, drastisch zurückgega­ngen ist diese in Vorarlberg, Tirol und Wien.

Spezielle Jugendstic­hproben zeigten, dass Jugendlich­e und Menschen, die in einer Region mit vielen Windrädern etwa im Burgenland leben, eine bessere Meinung von Windkraft haben als die ältere Bevölkerun­g insgesamt. „Jugendlich­e sehen die Technologi­e schon ganz anders in Landschaft­en integriert. Sie wurden zudem in der Schulbildu­ng häufig damit konfrontie­rt“, erklärt Sposato. „Windkraft ist einfach präsenter in ihrem Leben und damit akzeptiert­er. Es gibt ja auch schon genügend Landschaft­swimmelbil­der für Kinder, in denen sich ein Windrad befindet.“Darüber hinaus würden Jugendlich­e mehr Wert auf Maßnahmen im Bereich Klima- und Umweltschu­tz legen.

Die Erhebungen über die Jahre hinweg verdeutlic­hen die stete Bewusstsei­nsbildung für die Problemati­k des Klimawande­ls innerhalb der Bevölkerun­g. Noch 2017 sahen nur vier Prozent, dass dieser in den nächsten zwei Jahrzehnte­n das deutlich wichtigste Problem sein würde. 2019 waren es bereits viermal so viele (16 Prozent). Insgesamt ist 90 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er klar, dass sich das Klima auf der Erde verändert. Mehr als die Hälfte der von Hampl und Sposato Be

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