Supra, der oder die
Kräftiges Lebenszeichen der flotten Gattung: Mit Vierzylinder wird Toyotas Supra leistbarer – die Thrills bleiben voll erhalten.
Klischees bescheinigen Japanern tiefe Ernsthaftigkeit, emotionale Unbewegtheit, sogar Spaßbefreitheit. So ist es nicht. Im Gegenteil: Automobile Emotion ist bei Toyota alles andere als ein Fremdwort, bei aller Hybrid-Vorreiterschaft und Vernunftbetontheit.
Ein deutliches Signal kreierten Sakichi Toyodas Erben in neuerer Zeit 2012 mit dem heckgetriebenen 2+2-sitzigen GT86 (gemeinsam mit dem Schwestermodell Subaru BRZ). Und im Vorjahr ließen sie nach fast 15 Jahren Pause eine Legende wieder aufleben, bei der es dahingestellt sei, ob man der oder die Supra sagt.
Dahinter steckt Toyotas Sportabteilung, seit 2015 in Gazoo Racing umbenannt. Diese hatte sich für die Neuauflage des standesgemäß hinterradgetriebenen SportCoupes´ mit BMW zusammengetan. Der neue Supra hat die Technik mit dem neuen Z4 gemeinsam. Der Rest ist Feinabstimmung, siehe nicht nur das Karosserie-Styling, das den Ur-Supra zitiert.
Den Einstand hatte der zweisitzige Sportler mit einem Dreiliter-Reihensechszylinder geliefert: 340 PS, 500 Nm. Eine Kombination, die an Leistungsbereitschaft hält, was sie verspricht, mit kurzem Radstand und 50:50-ProzentGewichtsverteilung.
Atouts, die auch das neueste Derivat in der Hinterhand hat. Toyota addierte jetzt zum aufgeladenen Dreiliter mit Reihensechszylinder einen Zweiliter-Vierzylinder-Turbo mit 258 PS (400 Nm). Das ändert nichts an den Dimensionen. Doch am Gewicht. Hundert Kilo weniger sind es laut Datenblatt. Was wiederum ganz und gar nicht heißt, dass der Japaner mit niedrigerer Leistungsstufe weniger Spaß macht. Klar, hinter dem Antritt steckt weniger Druck. Aber hinten anstellen muss man sich angesichts von 5,2 Sekunden für Null-auf-100 nicht. Spitze: 250. Vom Dreiliter wissen wir, dass er’s kann. Beim Zweiliter haben wir’s mangels passenden Terrains nicht ausprobiert. Schnell GeradeausFahren ist auch kein Gradmesser für den Genuss am Supra-Fahren.
Was für den Zweiliter spricht: Trotz immer noch satten knapp 1400 Kilo Startgewichts wickelt es sich mit dem Vierzylinder noch leichtfüßiger um scharfe Ecken.
Die Lenkung mag anfangs zahmer wirken. Superdirekt und -exakt ist sie dennoch. Blitzschnell agierende Assistenz liefert auch hier die achtstufige Automatik, wenn man’s einmal mit der schaltenden Paddle-Arbeit gut sein lassen mag.
Gleiches gilt fürs Fahrwerk. Es ist im sportlichsten Modus hart, aber nicht ungerecht. Auch passt der (komponierte) Sound, er bleibt dezent. Den Fahrspaß, zum Beispiel auf dem – verkehrsfreien – Seiberer im Waldviertel, mit einer gehörigen Portion Pfeffer zu würzen, dafür braucht’s keine großen Anstrengungen. Im Track-Modus wirft auch der kleine(re) Supra bereitwillig und spurtreu sein Heck ums Eck. Er fühlt sich spürbar wohl auf heimischem Terrain. Kein Wunder: Im Supra steckt ein gutes Stück Österreich. Er wird bei Magna Steyr in Graz montiert.