Durch das Athen der Athener
Griechenland. Vom Lykabettus über Kolonaki und Exarchia hinein nach Psiri! Athen ist mindestens so viele Besuche wert, wie es Stadtviertel hat. Eine Stadttour für Fortgeschrittene.
Erst wenn man mit Athen durch ist, ist man reif für das wahre Athen. Wenn die Akropolis bestiegen, die Agora erkundet und die Athener Trilogie abfotografiert ist. Wenn man durch Hadrians antikes Tor geschritten und durch die Plaka geschlendert ist. Und wenn man den stolzen Evzonen ins wachsame Auge geschaut hat. Hat der Wohlgegürtete, der Elitesoldat der Präsidialgarde, etwa geblinzelt?
Der Wachwechsel am Grab des unbekannten Soldaten vor dem griechischen Parlament ist vorüber. Langsam zerstreuen sich die Leute am Syntagma-Platz, wo sich der rauschende Verkehr von Panepistimiou und Vasilissis Sofias trifft. Es ist an der Zeit, die Nachbarschaft der Athena Nike und des Herodes Atticus kennenzulernen. Gehen wir benachbarte Viertel entdecken, wo die Locals leben, ihre Besorgungen erledigen und sich nach der Arbeit auf einen Kafe´ elliniko´ treffen.
Gropius-Bau und 1000 Stufen
Auf der Vasilissis Sofias Avenue starten in normalen Zeiten Guides von „This is my Athens“Touren durch ein unbekannteres Stück Athen. An der östlich hinausführenden Prachtstraße erstrecken sich der Nationalgarten und der alte Königspalast, das heutige Parlament, liegen bedeutende Museen wie das Benaki-Museum, das Kriegsmuseum und viele Botschaften, darunter auch die österreichische. Weiter geht’s zu den östlich bis nördlich vom Syntagma gelegenen Stadtvierteln. As pame,´ gehen wir also.
Zwischen dem modernen Walter-Gropius-Bau der US-Botschaft und der Konzerthalle Megaron´ Mousikis marschieren wir leicht bergan in Richtung Lykabettus Hill und biegen am Fuße des Athener Stadtberges auf die Mel´ına-Merkou´ri-Straße, benannt nach der griechischen Schauspielerin und einstigen Kulturministerin. Folgend ihrem Vorschlag beschloss die EU, jährlich die Kulturhauptstadt Europas auszurufen. Athen machte 1985 den Anfang. Wir sind an der Teleferik angelangt, der Standseilbahn zum Lykabettus hinauf, lassen die Station rechts liegen und nehmen den Fußweg – mit über tausend Stufen. Oben liegt der Großraum Athen, und mittig im Bild sitzt die Akropolis auf ihrem Hügel. Da unten liegt unser nächstes Ziel: Kolonaki. Das Stadtviertel schmiegt sich gleich im Südwesten an den Lykabettus.
Hinab geht es über den Wasserspeicherplatz Platia Dexamenis, nach einer antiken Zisterne der von Kaiser Hadrian im zweiten Jahrhundert angelegten Wasserleitung benannt. Kolonaki gilt mit seinen noblen Boutiquen als teuerstes Wohnviertel der Stadt. Nur Glyfada an der Athener Riviera und der Villenvorort Kifissia können mit den Immobilienpreisen mithalten. Klassizistische Prachtbauten wechseln sich mit luxuriösen Apartmenthäusern aus den 1930ern ab. Diese brachten zwar den Funktionalismus nach Athen – in Kolonaki jedoch in einer Komfortversion mit hohen Räumen und Concierge-Logen. Hier residiert der Wohlstand; die Galeristen sind in Nobelbezirk zu Hause. Man verabredet sich gern im „Da Capo“am Kolonaki-Platz. Beim Plaudern über einen Espresso Pasqualini fällt der Blick auf eine unscheinbare Säule. Doch das nach ihr benannte Viertel trumpft mit Eleganz auf, wie die anschließende Flanierrunde im Straßendreieck von Tsakalof, Skoufa und Voukourestiou zeigt. Dort liegen in einem griechischen Zeitungskiosk Zigarren in einem schrankgroßen Humidor.
Ort geeinten Dagegenseins
Ein paar Gassen weiter hat sich das Stadtbild komplett gewandelt. Statt bunter Schaufenster gibt es farbenfrohe Graffiti. Statt nobler Bars und exklusiver Memberclubs alternative Lokale, in denen sich Studierende auf ein Bier treffen. Exarchia ist die Antithese von Kolonaki, ein Viertel, in dem auch Yanis Varoufakis heimisch war. Den einstigen Finanzminister sieht man hier immer wieder einmal. In Athens bekanntestem Kreativviertel wird die Stadt mit ihrer 3400-jährigen Geschichte visuell, zeigt bunte, selbstverwaltete Parks mit Bühne und ganze Häuser voller Bilder. Athen erzählt in Exarchia die Geschichte eines lebhaften studentischen Quartiers, berichtet von Aufständen, wie 1973 gegen die Militärjunta, und politischen Demons
Holiday Inn Athens: Gute Ausgangslage an der Attica Avenue. 10 Min. vom Flughafen (gratis Shuttle), 30 Min. vom Zentrum, www.hiathens.com Citylage: Nahe beim Lykabettus Hill liegt das Airotel Alexandros verkehrsgünstig an der U-Bahn-Station Ambelokipi. Tipp: die Zimmer auf den Etagen 5 und 6 mit frischem City-Ambiente nach kürzlicher Renovierung. www.airotel.gr/de
Sightseeing oder neue Stadtviertel entdecken – die in Griechenland trationen – gegen das Spardiktat, die Polizei und das Establishment im Allgemeinen. Aus den Fenstern hängen Fahnen: rote für Marxisten, schwarze für Anarchos, die hier friedlich nebeneinander leben oder auch einmal ein Haus besetzen. Der zentrale Platz, die Platia Exarchion, ist ein Ort des geeinten Dagegenseins. Drumherum liegen Buchläden und Copyshops.
Athen ist im ständigen Wandel, nun soll die Stadt grüner und attraktiver werden. Vom Rathaus am Kotzia-Platz bummeln wir die Athina-Straße weiter hinunter nach Psiri, wo die Händler ihre riesigen Stoffballen auf die Straße stellen und Lord Byron sein Poem „Maid of Athens“geschrieben haben soll. Der kleine Bezirk zwischen Stadiou-Avenue, Omonia-Platz und Monastiraki hat sein negatives Image fast abgelegt: Psiri hat sich zum Ausgehviertel gemausert. Zwischen den Schraubentandlern, der Schuhmeile und den Hochzeitsausstattern sind neue Livemusik-Cafes´ aufgepoppt. Es ist chic, sich in der Noel-Bar auf der Kolokotroni-Straße zu verabreden. Im Winter wird ein ganzer Straßenzug zum Weihnachtsmärchen.
Wenn Psiri die Opulenz verkörpert, wäscht ein anderes Viertel das Athener Bild wieder minimalistisch rein. Nur einen Kilometer südlich von Psiri wirkt die Siedlung nahe der Plaka mit ihren kubischen Häuschen wie eine Kykladeninsel: Anafiotika, ein gemaltes Bild in Weiß. Aber das ist schon eine andere Athener Geschichte. bekannte Amphitrion-Group gilt als Spezialist für alles, was mit Touren und Transfers zu tun hat, für Einzelpersonen und Gruppen: Die große Flotte umfasst Taxis, Limousinen und Minibusse. Die Fahrer und Reiseführer sind mehrsprachig, www.amphitriongroup.com
offizielle Seite mit Sehenswürdigkeiten. Authentische AthenBesuche wie der beschriebene lassen sich auch in deutscher Sprache planen, www.thisisathens.org