Der Inn, die Schwäne und die Queen
Innviertel. Es gibt eine Landschaft, die nur zwei Gruppen von Menschen kennen: Pendler auf der Bahnstrecke zwischen Oxford und London Marylebone und Pendler auf der Strecke zwischen Simbach und Neumarkt-Kallham. Ungefähr gleich lang, etwas über eine Stunde, gehen beide Fahrten durch das, was man auf Englisch rolling hills nennt, durch ein Meer aus satten Grünnuancen und Erdtönen. Würde man einen schlafenden Innviertler Pendler in einen Waggon der Chiltern Railways setzen und ihn aufwecken: Er bemerkte den Unterschied nicht. Umso weniger bei Nebel, einer weiteren Gemeinsamkeit dieser unverhofften Schwesterlandschaften. Während man in England durch die Chiltern Hills hindurch auf London zujagt, balanciert im Innviertel der Schienenbus auf den Hügelrücken einer Gegend, die als Granatzland eine historische Neueinordnung erfährt. Wo einst die Grenze zwischen Bayern und Österreich gezogen war, verläuft heute – ab Geiersberg – zwischen Feldern, an Wäldern und Höfen entlang ein insgesamt 40 Kilometer langer Wanderweg, der Granatzweg. Er schenkt Ausblicke auf ein Land, das so weit wie unaufgeregt ist.
Oxfordshire und das Innviertel haben noch eine Gemeinsamkeit: große, sanfte Flüsse, die Themse und eben den Inn. Die Schwäne in Schärding gehören zwar nicht der Queen, dafür ist das Einkehren hier viel besser als in England. (epos)