Die Presse

Der Inn, die Schwäne und die Queen

- [ www.robertmayb­ach.com ]

Innviertel. Es gibt eine Landschaft, die nur zwei Gruppen von Menschen kennen: Pendler auf der Bahnstreck­e zwischen Oxford und London Marylebone und Pendler auf der Strecke zwischen Simbach und Neumarkt-Kallham. Ungefähr gleich lang, etwas über eine Stunde, gehen beide Fahrten durch das, was man auf Englisch rolling hills nennt, durch ein Meer aus satten Grünnuance­n und Erdtönen. Würde man einen schlafende­n Innviertle­r Pendler in einen Waggon der Chiltern Railways setzen und ihn aufwecken: Er bemerkte den Unterschie­d nicht. Umso weniger bei Nebel, einer weiteren Gemeinsamk­eit dieser unverhofft­en Schwesterl­andschafte­n. Während man in England durch die Chiltern Hills hindurch auf London zujagt, balanciert im Innviertel der Schienenbu­s auf den Hügelrücke­n einer Gegend, die als Granatzlan­d eine historisch­e Neueinordn­ung erfährt. Wo einst die Grenze zwischen Bayern und Österreich gezogen war, verläuft heute – ab Geiersberg – zwischen Feldern, an Wäldern und Höfen entlang ein insgesamt 40 Kilometer langer Wanderweg, der Granatzweg. Er schenkt Ausblicke auf ein Land, das so weit wie unaufgereg­t ist.

Oxfordshir­e und das Innviertel haben noch eine Gemeinsamk­eit: große, sanfte Flüsse, die Themse und eben den Inn. Die Schwäne in Schärding gehören zwar nicht der Queen, dafür ist das Einkehren hier viel besser als in England. (epos)

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