Die Presse

Auf die Wirkung kommt es an

Porträt. „Jeder Mensch soll spüren, dass sie oder er Veränderun­g bewirken kann“, sagt Raphaela Tonˇci´c-Sorinj. Mit Ashoka unterstütz­t die neue Country-Direktorin Social Entreprene­urs.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Was Raphaela Tonciˇc-´Sorinj vor Augen hat, ist klar: Sie möchte die Gesellscha­ft darin unterstütz­en, dass „jede und jeder Einzelne Veränderun­g anstoßen kann“, sagt die 48-Jährige. Oder um es mit den Worten von Ashoka, der Organisati­on, die Social Entreprene­urs unterstütz­t, zu sagen: Everyone a Changemake­r. „Jeder Mensch soll spüren, dass sie oder er Veränderun­g bewirken kann“, sagt die neue Ashoka-Österreich-CountryDir­ektorin, die sich diese Aufgabe mit Georg Schön teilt.

Beim „Changemake­rs United“Summit diese Woche wurden daher verschiede­ne internatio­nale Projekte vorgestell­t, die Sozialunte­rnehmer zur Lösung der aktuellen Krise anbieten. Darunter fand sich auch der Beitrag von Walburga Fröhlich und Klaus Candussi, den Gründern des Sozialunte­rnehmens Atempo: Sie entwickelt­en die App „Capito“, die durch die Übersetzun­g in einfache Sprache behinderte­n bzw. kranken Menschen oder Menschen mit Lernschwäc­hen helfen soll, komplexe Texte zu verstehen.

Ihr gehe es darum, sagt Tonciˇc-´Sorinj, Lösungen wie diese zu skalieren. Etwa mittels OpenSource-Lösungen, bei denen eine Quelle zur Bearbeitun­g zur Verfügung gestellt wird, oder durch Social Franchisin­g, bei dem Lösungen 1:1 übernommen werden. Denn viele „dieser Leute bleiben oft in den Garagen“und könnten ihre Wirkung nicht entfalten.

Wirkung messbar machen

Weil „Wirkung“ein nicht ganz einfach zu fassender Begriff ist, wendet sie den „Social Reporting Standard“an. Ein Werkzeug, das von der Universitä­t Hamburg und der Technische­n Universitä­t München entwickelt wurde.

Anhand einer siebenstuf­igen Skala lässt sich bewerten, ob die Maßnahmen wie geplant umgesetzt wurden, ob sie die Zielgruppe erreicht haben und ob sie angenommen wurden: Diese drei Stufen werden als Output bezeichnet.

Die weiteren vier Stufen (Outcome und Impact) fragen, ob sich die Zielgruppe, ihre Fähigkeite­n und Fertigkeit­en verändern, ob sie ihr Verhalten, ob sich ihre Lebenssitu­ation und als letzte Stufe, ob sich die Gesellscha­ft verändert. „Stairway to Impact Heaven“, nennt Tonciˇc-´Sorinj dieses Modell. Um es sinnvoll anwenden zu können, sei es essenziell, den Purpose des Unternehme­ns zu kennen und zu wissen: Was will ich erreichen, was motiviert mich dazu? Besonders in der Krise sollten sich Organisati­o

(48) kam 2014 zu Ashoka, einer Organisati­on, die Social Entreprene­urs unterstütz­t. 2015 etablierte sie das „Ashoka Visionary Program“. Seit Jahresbegi­nn ist sie CoCountry-Direktorin (mit Georg Schön). Davor war die gebürtige Salzburger­in als Business Consultant bei Ernst & Young und später bei Capgemini tätig und unterstütz­te den Aufbau der WU Executive Academy, der Business School der Wirtschaft­suniversit­ät Wien, deren stellvertr­etende Leiterin sie war. nen, die ihr Angebot den veränderte­n Gegebenhei­ten anpassen wollen, fragen: Was bewirke ich?

Denn es habe sich in den vergangene­n Wochen gezeigt, dass innerhalb kurzer Zeit plötzlich vieles möglich wird. „Organisati­onen brauchen den Blick auf die Gesellscha­ft und was diese braucht, um ihre aktuelle Situation besser zu meistern“, sagt sie.

2014 war Tonciˇc-´Sorinj zu Ashoka Österreich gestoßen. Zuvor hatte sie als Business Consultant bei Ernst & Young und später bei Capgemini im Bereich Prozess-, Organisati­ons- und Veränderun­gsmanageme­nt gearbeitet, danach die WU Executive Academy, die Business School der Wirtschaft­suniversit­ät Wien, mitaufgeba­ut. Bereits 2015 hatte die gebürtige Salzburger­in gemeinsam mit Schön das „Ashoka Visionary Program“ins Leben gerufen. Fokus des Programms ist, Social Entreprene­urs und anderen Entscheidu­ngsträgern aus der Wirtschaft, dem öffentlich­en Bereich und der Zivilgesel­lschaft die nötigen Kenntnisse zu vermitteln, um gesellscha­ftliche Probleme unternehme­risch und partnersch­aftlich zu lösen und in ein „größeres Ganzes einzubette­n“, sagt Tonciˇc-´Sorinj. Das Programm sei aber auch eine persönlich­e Lernreise und eine Möglichkei­t, sich ein Netzwerk aufzubauen.

Die entspreche­nde Haltung vorausgese­tzt: Gutes bewirken zu wollen, neugierig zu sein und sich der Herausford­erung zu stellen, sich auf Neues einzulasse­n. Und „unlikely alliances“einzugehen: also (Denk- und Arbeits-)Silos mit neuen Lösungen zu durchbrech­en.

Klartext reden

Diese Haltung hat auch etwas mit dem Führungsve­rständnis von Tonciˇc-´Sorinj zu tun. Gerade im Bereich der Sozialunte­rnehmen und im Non-Profit-Bereich, zu dem Ashoka zählt, komme es darauf an, „Klartext zu reden, was ich erreichen will“. Es gehe darum, Partner zu überzeugen, um gemeinsam Ziele zu erreichen, und sich nicht krampfhaft an Hierarchie­n zu klammern.

 ?? [ Ashoka ] ?? Raphaela Tonciˇc-´Sorinj: „Unlikely alliances“eingehen und Silos durchbrech­en.
[ Ashoka ] Raphaela Tonciˇc-´Sorinj: „Unlikely alliances“eingehen und Silos durchbrech­en.

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