Die Fed züchtet Zombies heran
Geldpolitik. Unternehmen verschulden sich derzeit munter weiter, was das Risiko von Ausfällen erhöht.
New York. Während die US-Notenbank Fed mit Hochdruck daran arbeitet, den Unternehmensanleihemarkt zu stärken, nehmen US-Unternehmen derweil eifrig Fremdkapital auf. Von Carnival, Marriott International über Delta Air Lines bis zu Gap und Avis Budget Group haben sich viele der vom Coronavirus-Ausbruch am stärksten betroffenen Unternehmen in den vergangenen Wochen Milliarden über Anleihen und Kredite beschafft.
Auch wenn die Gewinne der Unternehmen zunichte gemacht wurden und nicht absehbar ist, ob und in welchem Maße sie jemals wieder rentabel sein werden, fließt Geld. Solang die Unternehmen von der Fed gestützt werden, sind die Anleger bereit, ihnen Kapital zur Verfügung zu stellen. Aber da die Erwartungen einer V-förmigen Konjunkturerholung rasch schwinden, äußern sich immer mehr Branchenveteranen besorgt über diese Schuldendynamik. Einige warnen, dass dem Unternehmensanleihemarkt eine Welle von Ausfällen droht, die das gegenwärtige Niveau deutlich überschreitet.
Marktbeobachter wie der Chefökonom der Deutschen Bank, Torsten Slok, befürchten, dass eine neue Art sogenannter Zombie-Unternehmen entsteht. Damit sind Firmen gemeint, die nicht genug verdienen, um Zinszahlungen zu leisten und teils von der Zentralbank am Leben erhalten werden. Dies werde schmerzhafte Konsequenzen für alle haben. „Je länger Unternehmen am Leben gehalten werden, die sonst pleite gegangen wären, desto mehr besteht die Gefahr, dass das allgemeine Wachstumspotenzial der Wirtschaft und die Produktivität leiden“, warnt Slok.
(Bloomberg)