Noch will keiner europäische Bankaktien
So wie Autoaktien haben sie das größte Aufholpotenzial.
London/Wien. Wer dachte, Reiseund Freizeitaktien seien stark von der Pandemie getroffen, sollte sich europäische Banken ansehen. Während sich jeder andere Sektorindex seit den März-Tiefs erholt hat, finden die Banken immer neue Tiefs.
Obwohl sie auf dem niedrigsten Niveau aller Zeiten notieren und Geldinstitute von Bank of America bis Oddo BHF zum Kauf raten, stoßen die Bankaktien auf wenig Interesse bei Anlegern. Die hohe Risikovorsorge macht hellhörig, auch die düsteren Gewinnaussichten und der mögliche langfristige Schaden durch das Virus.
Der Euro-Stoxx-Banks-Index, eine Messgröße für Bankaktien im Euroraum, fiel Mitte Mai auf ein Allzeittief. Der breitere Stoxx-600-Banks-Index kam einem Rekordtief sehr nah. Letzterer ist heuer um 43 Prozent gesunken, in Europa die schlechteste Branchenperformance zusammen mit Tourismuswerten.
Viel Luft nach oben
Banken sind auf dem Papier billiger denn je. Nadege Dufosse, Leiter Kapitalanlage bei Candriam Investors: „In Europa könnten Banken und Autos gemessen am Wert die attraktivsten Sektoren sein, die bei einer beginnenden Normalisierung in Betracht gezogen werden sollten.“
Analysten von Barclays halten immer noch fest, dass zwischen den Verlusterwartungen und der Risikovorsorge der Banken im ersten Quartal eine ziemliche Lücke besteht. „Dies deutet darauf hin, dass entweder noch viel mehr auf uns zukommt oder dass der Markt und unsere Szenario-/Stresstests das Endergebnis bei Weitem überschätzen“, schrieben sie.
Analysten meinen, dass die Aktien des Stoxx-600-Banks-Index in den nächsten zwölf Monaten um 39 Prozent steigen werden. Das ist der höchste Wert unter allen Sektoren, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Kurszielen hervorgeht. (Bloomberg/est)