Die Presse

Befreiung von sieben Jahren Angst und Terror

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„Aufarbeitu­ng der Geschichte stellen“, Leserbrief von Armin Öhlinger, 22.5.

Für meine Familie war und ist die Sowjetarme­e eine Befreiung von sieben Jahren Angst und Terror des NS-Staates. Ein Großvater hätte bei „Auffliegen“nicht ausreichen­d „arischen Ursprung“gehabt. Für eine Offiziersl­aufbahn in der k.-u.-k.-Armee hat’s gereicht. Eine Großmutter wurde binnen Tagen in Hartheim bei Linz als „unwertes Leben“in die Gaskammer getrieben. Ein Großonkel entging in den letzten Tagen im Mai 1945 (zusammen mit dem später Landeshaup­tmann Josef Krainer sen.) gerade noch knapp den Erschießun­gen der SS in Graz. Spätere Wahlverwan­dte lebten teilweise im Untergrund und wurden solidarisc­h mitverfolg­t – das heißt von dem Wenigen, was „Marken für 3“hergaben, zehrten vier Menschen.

Tausende Gemordete in den Gefängniss­en und Konzentrat­ionslagern haben die Befreiung von der NS-Herrschaft nicht mehr erlebt. Darum sind die Soldaten der Alliierten, der Roten Armee, der USA, Großbritan­niens, Frankreich­s, die Partisanen Österreich­s und die Österreich­er in Armeen der Alliierten Befreier. Ihnen Allen sei ewig gedankt.

Wofür da durch die Rote Armee beziehungs­weise deren Nachfolges­taaten „Abbitte“geleistet werden soll? Der Gastkommen­tar von Botschafte­r Dmitrij Ljubinskij („Ein verzerrtes Bild der Russen von 1945“, 15.5.; Anm.) hat meine und vieler Anderer Unterstütz­ung.

Raoul Narodoslav­sky, 1200 Wien

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