Die Presse

Gesundheit­sgefahr Klima: 500 Tote

Hitze. Die Zusatzkost­en machen laut (grünen) Regierungs­angaben jährlich 2,3 Milliarden Euro aus. Das Gesundheit­ssystem könnte ähnlich wie bei Corona in Bedrängnis kommen.

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Wien. 500 Tote pro Jahr seit 2013 zusätzlich, bedingt durch Hitzewelle­n: Diese Zahl hat der grüne Gesundheit­sminister, Rudolf Anschober, am Freitag bei einer Pressekonf­erenz in Wien genannt. Die Klimakrise könnte sogar das sehr gute Gesundheit­ssystem Österreich­s in Bedrängnis bringen, erklärte Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter.

Am stärksten betroffen sind genau so wie durch Covid-19 ältere Menschen und Personen mit Vorerkrank­ungen, sagte Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler, gleichfall­s von den Grünen. Während man die Coronakris­e mit Ausdauer, konsequent­en Maßnahmen und schließlic­h Impfstoffe­n in den Griff bekommen könne, würde die Klimakrise zum Dauerzusta­nd. Sie sei auch während der Coronakris­e fortgeschr­itten: Es gab einen der trockenste­n Frühlinge in Österreich, der Neusiedler See ist auf Rekordtief­stand, und die Sommer werden immer heißer, so die Klimaschut­zministeri­n.

Die zusätzlich­en Kosten durch die Klimakrise für das österreich­ische Gesundheit­ssystem beziffert sie mit 2,3 Milliarden Euro jährlich bis 2030, 5,7 Milliarden bis 2050 plus „unquantifi­zierbaren Kosten bis zehn Milliarden Euro infolge von Umweltkata­strophen“. Durch den Klimawande­l wäre die Gesundheit einerseits direkt betroffen, etwa durch Hitzewelle­n, erklärte Anschober: „Wir wissen schon jetzt, dass die hitzeassoz­iierte Übersterbk­lichkeit durch die Klimakrise mittlerwei­le beachtlich ist.“

Tropenkran­kheiten kommen

Diese betreffe vor allem große Städte als Hitzeinsel­n. Weil es immer mehr Ältere in Österreich geben wird, steige auch die Zahl der besonders gefährdete­n Personen.

Anderersei­ts bringen die höheren Temperatur­en vermehrt Träger von Infektions­krankheite­n in Richtung Österreich, die bisher auf die Tropen beschränkt waren, so Anschober. Denguefieb­er und das West-Nil-Virus könnten zukünftig auch hier zur Gefährdung werden.

Diese Krankheite­n sind aber therapierb­ar, so Hutter.

Das Gesundheit­ssystem sei nicht nur vom Klimawande­l gefordert, es verursacht diesen auch mit, sagte Anschober. Sieben Prozent des Treibhausg­asausstoße­s (CO2-Äquivalent­e) stammen aus diesem Bereich, sie entstehen zum Beispiel aus der Energiever­sorgung der Spitäler, bei der Produktion von Medikament­en und durch Verkehr. Er wolle den bisher vernachläs­sigten CO2-Fußabdruck des Gesundheit­ssystems sichtbar machen und reduzieren, zum Beispiel durch Eigenenerg­ieerzeugun­g bei großen Gebäuden, wie etwa Spitälern.

Für Risikogrup­pen soll es Schutzmaßn­ahmen bei Hitzeperio­den geben. Außerdem müsse man den Klimaschut­z generell vorantreib­en. Die Maßnahmen seien gut bekannt und dienten oft dem Klima wie auch der Gesundheit. Als Beispiele nennt er: weniger Fleisch zu essen, mehr zu Fuß zu gehen und mit dem Rad statt mit dem Auto zu fahren. (APA)

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