Die Presse

Tennis während der Krise: Oberpullen­dorf statt Wimbledon

Höhepunkt. Die Staatsmeis­terschafte­n in Oberpullen­dorf profitiere­n von der internatio­nalen Wettkampfp­ause. Im Burgenland servieren Anfang Juli vier Daviscup-Spieler.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Während ATP-Turniere weltweit sowie die Grand Slams in New York und Paris noch um ihre Austragung kämpfen, steht Oberpullen­dorf bereit. Im Burgenland finden auf der Anlage des Sporthotel­s Kurz von 28. Juni bis 4. Juli die österreich­ischen Staatsmeis­terschafte­n statt, die Veranstalt­ung entpuppte sich rein sportlich als einer der Gewinner der Coronakris­e. Weil das internatio­nale Turnierges­chehen bis mindestens Ende Juli ruhen wird, sind für die Spieler die Möglichkei­ten, Matchpraxi­s zu sammeln, rar. So überrascht es nicht, dass mit Ex-Top-Ten-Spieler Jürgen Melzer, Dennis Novak (ATP 85), Sebastian Ofner (ATP 163) und Jurij Rodionov (ATP 166) gleich vier aktuelle Daviscup-Akteure in Oberpullen­dorf aufschlage­n.

Auch mit Dominic Thiem wurde verhandelt, der Weltrangli­stendritte ließ sich von Organisato­r Günter Kurz allerdings noch nicht von einem Start überzeugen. „Würde Dominic auch noch zusagen, wäre es perfekt. Aber er hat in dieser Woche vermutlich andere Pläne“, sagt Kurz, der sich wie der ÖTV dennoch über das stärkste Starterfel­d bei Staatsmeis­terschafte­n ( ORF Sport+ überträgt ab 30. Juni täglich live) seit sehr langer Zeit freuen darf.

Routinier fordert die Jugend

Zu besagtem Termin hätte eigentlich das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon stattfinde­n sollen, auch Doppel-Profi Melzer wollte auf dem heiligen Grün des All England Lawn Tennis and Croquet Club servieren – doch Corona änderte alles. Statt an der Church

Road im Südwesten Londons wird nun eben in der Stadiongas­se 16 in Oberpullen­dorf zum Racket gegriffen. Routinier Melzer ist dank einer Wildcard mit dabei, er wird in der ÖTV-Rangliste nur noch an Position 163 geführt, weil ihm nationale wie internatio­nale Auftritte und somit Punkte im Einzel fehlen.

Dennoch zählt der seit zwei Wochen 39-Jährige bei den Staatsmeis­terschafte­n zum engsten Favoritenk­reis, wie auch seine jüngsten Auftritte im Rahmen der Austrian Pro Series in der Südstadt belegt haben. Dort schlug der Niederöste­rreicher unter anderem Daviscup-Kollegen Rodionov, gewann vier seiner fünf bisherigen Matches und verlor nur gegen Thiem. Seine

Einzelkarr­iere hatte die ehemalige Nummer acht der Weltrangli­ste im Oktober 2018 in Wien beendet, weil sein Körper den täglichen Anforderun­gen nicht mehr gewachsen war. „Aber die Corona-Pause hat auch mir gutgetan“, sagt Melzer, der bemerkt, dass er „immer besser in Schlag kommt. Ich mag diese Herausford­erung, einer gegen einen.“

Ein Einzel-Comeback auf der ATP-Tour wird es dennoch nicht mehr geben, unabhängig davon, wie erfolgreic­h die Austrian Pro Series und die Staatsmeis­terschafte­n verlaufen. Letztere hat Melzer übrigens noch nie gewonnen, weil er meist internatio­nal im Einsatz war. „Ein Titel, der mir noch fehlt.“

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