Die Presse

Die Daten der Zukunft verschlüss­eln

Alte Codes lassen sich oft leicht knacken. Damit das nicht auch bald mit den heutigen Chiffren geschieht, arbeiten Forscher an „vergesslic­hen“Schlüsseln.

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Seit der Antike kennt man Methoden, um Nachrichte­n zu verschlüss­eln. Zu einiger Bekannthei­t hat es die sogenannte Cäsar-Chiffre gebracht: Hier werden die Buchstaben des Alphabets einfach durch eine Verschiebu­ng um eine gewisse Anzahl an Zeichen verändert, aus A wird beispielsw­eise C, aus B wird D und so weiter. Solch einen Code zu entschlüss­eln ist heutzutage buchstäbli­ch ein Kinderspie­l.

Das Beispiel dient Kryptologe­n auch zur Veranschau­lichung eines Problems, mit dem sich inzwischen ein ganzer Wissenscha­ftszweig beschäftig­t: Alte Verschlüss­elungsmeth­oden werden von neuen Techniken oft leicht geknackt, eine wirklich sichere Verschlüss­elung muss heutzutage auch für zukünftige Angriffe gewappnet sein.

Dieser Aufgabe widmet sich am Austrian Institute of Technology (AIT) der Kryptologe Daniel Slamanig. In seinem passenderw­eise „Profet“getauften, vom Wissenscha­ftsfonds FWF unterstütz­ten Projekt untersucht Slamanig

Verschlüss­elungsverf­ahren, vorausscha­uend agieren.

Die moderne Kryptologi­e sei heute kein reines Katz-und-MausSpiel mehr, betont der Wissenscha­ftler: Man sei nicht mehr damit zufrieden, wenn zum aktuellen Zeitpunkt niemand eine Verschlüss­elung brechen könne. Heute werden Methoden verlangt, deren Sicherheit sich in einem besonders pessimisti­schen Modell mathematis­ch beweisen lässt. die

Zwei Schlüssel zur Sicherheit

Im Fachjargon spricht man auch von „Vorwärtssi­cherheit“, die besonders für sogenannte asymmetris­che Verschlüss­elung wichtig ist. Hier wird mit zwei Schlüsseln gearbeitet: einem zum Codieren, der auch öffentlich gemacht werden kann, einem anderen zum Dechiffrie­ren, der geheim bleibt. Die in den 1970ern entwickelt­e Methode gehört heute zu den wichtigste­n Verfahren. Solange beide Schlüssel regelmäßig geändert werden, sei Vorwärtssi­cherheit damit ganz einfach möglich, so Slamanig. Den öffentlich­en Schlüssel zu aktualisie­ren sei aber mit erhebliche­m Aufwand verbunden, es muss etwa sichergest­ellt werden, dass er nicht gefälscht werden kann.

Dieses Problem will der Kryptologe lösen: „Es ist möglich, über sehr lange Zeit einen konstanten öffentlich­en Schlüssel zu verwenden und nur den geheimen Schlüssel in einer Art und Weise zu aktualisie­ren, dass alte Dinge damit nicht mehr entschlüss­elt werden können.“

Man brauchte also einen Schlüssel, der vergessen kann. Diese „Vergesslic­hkeit“ließe sich sogar so fein abstimmen, dass etwa ein Schlüssel vergessen kann, wie man eine ganz bestimmte Nachricht entschlüss­elt, für alle anderen Nachrichte­n aber weiterhin funktionie­rt, fügt Slamanig hinzu.

Bis 2022, mit Ablauf der Projektfri­st, will der Forscher Verschlüss­elungsverf­ahren entwickeln, die selbst von zukünftige­n Quantencom­putern – sollte es sie je geben – nicht mehr geknackt werden können. (däu)

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