Die Presse

Auch das Kurzzeitge­dächtnis hinterläss­t Spuren im Hirn

Forscher in Niederöste­rreich haben lang gesuchten Informatio­nsspeicher in Neuronen gefunden.

-

Sie sind der heilige Gral der Neurowisse­nschaften: „Engramme“, also physiologi­sche Strukturen im Hirn, die sich nach einer Reizeinwir­kung bilden. Sie sind die greifbaren Spuren des Erlebten, in ihrer Gesamtheit ergeben sie das Gedächtnis.

Für dauerhaft abgespeich­erte Eindrücke oder Gedanken bilden sich eigene Nervenbahn­en, die beim Erinnern heftiger feuern – sie sind die Engramme des Langzeitge­dächtnisse­s. Für das Kurzzeitge­dächtnis war jedoch bisher unklar, auf welche Weise die Informatio­nen gespeicher­t werden. Noch in den 1990er-Jahren galt die Aufrechter­haltung der neuronalen Aktivität als Bedingung für das Kurzzeitge­dächtnis. Arbeiten der vergangene­n Jahre zeigten dann, dass es Engramme in den Synapsen geben muss.

Diese könnten Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria im niederöste­rreichisch­en Klosterneu­burg nun gefunden haben ( Neuron 107, 1–13): Das Team um Peter Jonas und David Vandael entdeckte in einzelnen Synapsen des Hippocampu­s – eines für Lernen und Gedächtnis verantwort­lichen Hirnareals – Speicherbe­hälter für Neurotrans­mitter, die nach einer Aktivität des Kurzzeitge­dächtnisse­s an der Übertragun­gsstelle der Senderzell­e gehortet werden.

Bläschen voller Botenstoff­e

Synapsen sind Verbindung­en zwischen zwei Nervenzell­en, an denen ein Signal über chemische Botenstoff­e, die Neurotrans­mitter, von einer auf die nächste übertragen wird. Lernt das Kurzzeitge­dächtnis, speichert die Senderzell­e einige Minuten lang kleine Bläschen mit Neurotrans­mittern, fanden die Forscher heraus. Bei wiederholt­er Aktivität sind bereits mehr Versikel vorhanden, wodurch eine größere Menge an Neurotrans­mittern freigesetz­t wird. (däu/APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria