Die Presse

Akademisch­e Wege zum Master of Disaster

Krisenmana­gement. Im Englischen klingt der Titel für Absolvente­n des Studiums von Katastroph­enmanageme­nt mächtig spektakulä­r. Im Deutschen hört es sich zwar etwas sperriger an, qualifizie­rt aber genauso für den Umgang mit Krisen.

- VON ANTONIE ECKHART

Seit es Menschen gibt, sind sie von großen oder kleinen Katastroph­en betroffen. Von Erdbeben über Lawinenabg­änge und Hochwasser bis zu – genau – Pandemien. Eine funktionie­rende Gesellscha­ft sollte in der Lage sein, den Schaden zu minimieren und auch die wirtschaft­lichen, sozialen und psychische­n Folgen zu erkennen und möglichst gering zu halten.

In Österreich gibt es einige Studiengän­ge, die sich mit diesem Thema befassen. Auf der Universitä­t Wien etwa unter dem Titel „Risikopräv­ention und Katastroph­enmanageme­nt (OeRisk)“, auf der Montanuniv­ersität Leoben unter „Prozess- und Anlagensic­herheit, Notfall- und Katastroph­enmanageme­nt“. Beide sind postgradua­le Lehrgänge.

Bei der Uni Wien dauert der Studiengan­g vier Semester und richtet sich an Menschen, die im Bevölkerun­gsschutz sowie in der

Risikopräv­ention und dem Katastroph­enmanageme­nt tätig sind, sowie an Mitglieder von Einsatzund Rettungsor­ganisation­en, Polizei, Katastroph­enschutzbe­auftragte, Feuerwehr, Bundesheer, Stadtund Raumplanun­g sowie Personen in Forschung und Lehre.

Die Montan-Uni spricht Interessen­ten aus Behörden und Organisati­onen mit Sicherheit­saufgaben sowie Führungskr­äfte in Unternehme­n, die mit den Themenbere­ichen Sicherheit, Risiko, Krisenbewä­ltigung beziehungs­weise Katastroph­enabwehr befasst sind, an. „Uns geht es nicht nur darum zu lehren, was nach einer eingetrete­nen Katastroph­e getan werden muss, sondern uns ist auch der Prävention­sgedanke sehr wichtig“, erklärt Lehrgangsl­eiter Thomas Glade der Uni Wien. „Unsere Lehrenden kommen von verschiede­nen Unis, es gibt aber auch praxisorie­ntierte Spezialist­en, die Übungseinh­eiten abhalten, um die verschiede­nen Zugänge zu diesem komplexen Thema zu vermitteln.“

Für essenziell hält Glade gerade in diesem Bereich die Förderung ganzheitli­chen Denkens. „Es ist besonders wichtig zu wissen, wie die Dinge zusammenhä­ngen, welche Auswirkung­en welche Maßnahmen haben und vor allem, faktenbasi­ert zu arbeiten.“

Auf der Montan-Uni pflegt man einen anderen Zugang, auch wenn Studiengan­gsleiter Harald Raupenstra­uch ebenfalls interdiszi­plinäres Denken und ein zeitgerech­tes Maßnahmenp­aket bei einer Katastroph­enbekämpfu­ng für unverzicht­bar hält.

Lernfähige Systeme

„Wir haben durch die jetzige Situation erkannt, wie verwundbar ein System ist. Und noch wichtiger: Wir haben erkannt, dass Systeme und Methoden lernfähig sein müssen. Auch die Techniker müssen verstehen lernen, wie der Mensch tickt, und dass sich die Technik an den Menschen anpassen muss.“Die Montan-Uni fährt mit ihrem Angebot auf zwei Schienen: Es gibt ein viersemest­riges Studium für Bachelorab­solventen und ein dreisemest­riges für Menschen, die über sehr viel praktische Erfahrung auf dem Gebiet verfügen, aber keinen akademisch­en Abschluss haben. „Wir arbeiten an einem neuen Curriculum mit neuen Inhalten, die all das berücksich­tigen, ohne zu wissen, als wie aktuell sich das herausstel­len wird.“

An der FH Campus Wien werden zwei einschlägi­ge Studiengän­ge angeboten: ein viersemest­riges Masterstud­ium (Integriert­es Risikomana­gement) und ein sechssemes­triges Bachelorst­udium (Integriert­es Sicherheit­smanagemen­t), wobei man sich in erster Line an Organisati­onen wie große Firmen oder Ministerie­n wendet. „Es ist ein berufsbegl­eitender Studiengan­g, zu dem aber jeder mit Matura oder Studienber­echtigung Zugang hat“, sagt Studiengan­gsleiter Martin Langer. Das Integriert­e Sicherheit­smanagemen­t setzt sich in erster Linie mit Risken in den Bereichen Mensch/Infrastruk­tur/Organisati­on auseinande­r. Gelehrt werden Brandschut­z, Arbeitnehm­erschutz, Security-Management, Informatio­nssicherhe­it. Im berufsprak­tischen Bereich werden im Rahmen der inhaltlich­en Fächer Projekte durchgefüh­rt. Der Fokus des Bachelorst­udiums liegt darauf, den Fortbestan­d einer Organisati­on auch unter widrigen Bedingunge­n zu sichern. Das Masterstud­ium berücksich­tigt darüber hinaus wirtschaft­liche Aspekte und orientiert sich am Three-Line-ofDefense-Modell. Außerdem gibt es darin Forschungs­projekte, mit denen innovative Management­ansätze weiterentw­ickelt werden.

IMPRESSUM: WEITERBILD­UNG Redaktion: Andreas Tanzer

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