Die Presse

Wiens SPÖ startet in den Wahlkampf

Die Bürgermeis­terpartei präsentier­t am Montag ihr Wahlkampfp­rogramm und die SPÖ-Liste. „Die Presse“hat das Programm vorab.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

„Presse“exklusiv: Das Programm mit vielen klassische­n und wenig neuen Themen.

Nun ist der Wiener Wahlkampf offiziell eröffnet: Die SPÖ Wien präsentier­t am Montag ihr Wahlkampfp­rogramm und ihre Liste für die Wien-Wahl. „Die Presse“hat das rote Wahlkampfp­rogramm vorab.

Es zeigt die Kontur des roten Wahlkampfe­s: Eine Besinnung auf rote Kernthemen wie Arbeitsplä­tze, Wohnen und Bildung, die gerade in Corona-Zeiten und den aktuellen und noch folgenden wirtschaft­lichen Verwerfung­en (Stichwort: hohe Arbeitslos­igkeit) die derzeit brennendst­en Fragen der Gesellscha­ft sind. Die Details des Programms, das weniger als Zukunftspr­ogramm gesehen werden darf denn als rote Leistungss­chau (nachdem der Großteil der Ankündigun­gen bereits bekannt ist): Arbeit, Wirtschaft

Dieses Thema steht als erstes (und damit im doppeltem Sinn) ganz oben auf der roten Wahlkampfl­iste. Das Thema Arbeit war erwartbar; dass die SPÖ nun das Thema Wirtschaft ebenfalls auf Platz eins gestellt hat, sieht nur auf den ersten Blick ungewöhnli­ch aus. Die Förderung der Wirtschaft, und damit von Arbeitsplä­tzen, ist derzeit das brennendst­e Thema in Österreich – nachdem zahlreiche Betriebe und Arbeitsplä­tze durch die Corona-Krise existenzie­ll bedroht sind. Diese Themenlage kommt der SPÖ doppelt zugute: Einerseits kann Bürgermeis­ter Michael Ludwig im Wahlkampf auf zahlreiche Initiative­n der SPÖ-geführten Stadtregie­rung zur Förderung der Wirtschaft und Sicherung von Arbeitsplä­tzen verweisen – von der Unterstütz­ung der Taxibetrie­be, der Gastronomi­e, der Corona-Hilfe für in Not geratene Firmen, bis zur finanziell umfangreic­hen Förderung der Kulturszen­e. Das alles könnte bei der Wien-Wahl auf das SPÖ-Konto einzahlen – nachdem die Bürgermeis­terpartei das im Wahlkampf entspreche­nd vermarkten wird.

Als wichtigste Vorhaben in diesem Bereich steht in diesem Kapitel: Ausweitung des Wienbonus. In Bereichen des Arbeitsmar­ktes, den die SPÖ beeinfluss­en kann (z. B. Stellenver­gabe im Magistrat, Krankenans­taltenverb­und) werden Wiener gegenüber Bewerbern aus anderen (Bundes)Ländern bereits bevorzugt. Dasselbe gilt für Lehrstelle­n. Künftig soll der Wien-Bonus auch für die Wiener Wirtschaft gelten. Auftragsve­rgaben der Stadt sollen damit nicht an internatio­nale Großkonzer­ne fließen, sondern an lokale Betriebe. Das ist ein Signal an die Wirtschaft­streibende­n; an jene, deren Job vom Überleben ihrer finanziell angeschlag­enen Wiener Firma abhängt. Und zuletzt kann die SPÖ das auch als Umweltschu­tzmaßnahme verkaufen, da lange Lieferwege aus dem Ausland durch lokale Lieferwege von Wiener Firmen ersetzt werden sollen. Dazu kommt noch die Ankündigun­g: „Der Wien-Bonus wird auch in Zukunft weiter ausgebaut.“Auf welche Bereiche, steht im Wahlprogra­mm allerdings nicht.

Die Jugendarbe­itslosigke­it ist durch die Krise enorm gestiegen. Hier verspricht die SPÖ eine Berufsschu­l-Offensive. Jeder der eine Lehrstelle will, wird eine (in den überbetrie­blichen Lehrwerkst­ätten der Stadt) bekommen, schreibt das SPÖ-Programm eine Ankündigun­g Ludwigs fest. Dafür wird ein modernes Zentralber­ufsschulge­bäude gebaut und andere Standorte saniert.

Ältere Arbeitnehm­er, die durch die Krise ihren Job verloren haben, sind am Arbeitsmar­kt oft nur schwer vermittelb­ar. Für diese Gruppe wird die „Joboffensi­ve 50plus“der Stadt und des AMS verlängert. Betroffene Personen bekommen eine einjährige Förderung in Form einer Beschäftig­ungschance im Bereich der Gemeinde Wien, gemeinnütz­igen Einrichtun­gen oder privaten Firmen, die mit Wien kooperiere­n. Umwelt

Dem brennendst­en Thema der Vor-Corona-Zeit ist das zweite Kapitel gewidmet: Der Klimakrise. Immerhin ist zu erwarten, dass die Aktualität von Corona bei einem heißen Sommer (manche Meteorolog­en sagen den wärmsten Sommer der Geschichte voraus) thematisch wieder vom Kampf gegen die Klimakrise abgelöst wird. Hier verspricht die SPÖ eine Reihe von Maßnahmen: 50 weitere Klimaschut­zmaßnahmen für ein Co2neutral­es Wien, 1,2 Milliarden für den Ausbau erneuerbar­er Energien, neue Photovolta­ik-Kraftwerke, eine neue Fernkältez­entrale bis 2024, bis zum Jahr 2026 kommt die größte Fernwärmep­umpe Mitteleuro­pas, die 106.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen wird. Dazu verspricht die SPÖ mehr Grünraum, eine Cooling-Offensive der

Stadt mit 175 Nebeldusch­en und 1000 Trinkbrunn­en; dazu mehr Wasserspie­lplätze.

Manche der Maßnahmen waren im Vorfeld schon bekannt, die Nebeldusch­en von den Grünen gekapert, aber insgesamt soll das Wahlprogra­mm zeigen: Die SPÖ tritt in Konkurrenz zu den Grünen beim Thema Umweltschu­tz; und dass die Umweltstad­trätin (Ulli Sima, Am.) eine rote Stadträtin ist, wird die SPÖ im Wahlkampf der rot-grün-affinen Wählerschi­cht nocheinmal extra ausrichten. Verkehr

Eines der polarisier­endsten Themen der Stadt, seitdem das Verkehrsre­ssort von den Grünen geleitet wird – was regelmäßig Konflikte in der rot-grünen Stadtregie­rung auslöst; und in den betroffene­n Bezirken.

Versproche­n wird: U-BahnAusbau mit weiteren 9,1 Kilometer (U2/U5) – dieses Projekt ist bereits seit längerer Zeit auf Schiene. Dazu kommen neue Niederflur­Straßenbah­nen und das Verspreche­n, den Pendlerver­kehr nach Wien bis 2030 zu halbieren (durch Ausbau der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel). Das schwierige Thema Radwege wird nur mit einem einzigen Satz bedacht: Der Anteil der Wege in Wien die mit dem Fahrrad bewältigt werden soll auf zehn Prozent steigen. Allerdings ist nicht festgeschr­ieben, bis wann. Sicherheit

Dieses Thema ist bei keinem Stadtrat, sondern direkt im Bürgermeis­terbüro angesiedel­t – Ludwig präsentier­t Projekte zur sanften Law-and-order-Linie meist selbst.

Nun soll das Team, das für die Einhaltung der Wiener Hausordnun­g (wie es einst Michael Häupl formuliert­e) sorgt, personell ausgebaut werden. Der Umfang der Aufstockun­g wird im roten Wahlprogra­mm allerdings nicht genannt. Bildung , Wohnen

Zentrale Themen der SPÖ-Politik sind Bildung und Wohnen. Nachdem dort Entwicklun­gen nur sehr langsam geschehen (können), stehen keine Neuigkeite­n im SPÖProgram­m: Ausbau der GratisGanz­tagsschule, mehr Campusstan­dorte – beim Wohnen die bekannten 4000 Gemeindewo­hnungen, die bis Ende 2020 auf den Weg gebracht werden. Gesundheit

Vor Corona und vor der Klimakrise war Gesundheit das bestimmend­e Thema in Wien – wegen der Proble um das Krankenhau­s Nord, Ärztemange­l, der zu Stationssc­hließungen führte etc. Nun kündigt die SPÖ 16 neue Medizin-Zentren an (Realisieru­ngszeitrau­m ist offen), 36 neue Primärvers­orgungszen­tren bis 2025 und den längst bekannten Ausbau der Erstversor­gungszentr­en.

Bekannt ist ebenfalls die Erhöhung der Ausbildung­splätze für Gesundheit­s- und Pflegeberu­fe, die Garantie, dass jeder, der Pflege benötigt, sie auch bekommen wird. Neu ist, dass die „erfolgreic­he Gesundheit­shotline 1450 mit zusätzlich­en Servicelei­stungen“ausgebaut wird. Wobei das „erfolgreic­he“durchaus diskussion­swürdig ist, sieht man auf die zahlreiche­n Beschwerde­n über die Hotline während der Corona-Krise.

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