Rendite oder Klimaschutz?
Studie. Obwohl Banken für nachhaltige Produkte kräftig die Werbetrommel rühren, gibt nur eine Minderheit der Wohlhabenden an, dort investiert zu sein.
Wien. Nachhaltige Geldanlagen sind an den Finanzmärkten im Trend. Vor allem seit das Problem Klimawandel auch in das Bewusstsein der politischen Eliten vorgedrungen ist. Einen wichtigen Beitrag können da Finanzinvestoren leisten. Sie verwalten viel Geld und können es in die richtigen Bahnen lenken. Das haben sie in den vergangenen Jahren auch sukzessive getan. Ihre Kunden wollen sie bei diesem Schwenk mitnehmen, weshalb sie kräftig die Werbetrommel für nachhaltige Anlageprodukte rühren.
Allerdings: Bei den Anlegern scheint das so noch nicht ganz angekommen zu sein – zumindest wenn man einer Studie der LGT Bank Glauben schenkt, für die Wohlhabende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Demnach gaben die Vermögenden an, nur fünf Prozent ihres Anlagevermögens nachhaltig investiert zu haben. Der Anteil fiel mit zehn Prozent in der Schweiz am höchsten, in Deutschland mit vier Prozent am geringsten aus. In Österreich gaben 34 Prozent an, überhaupt keine nachhaltigen Papiere in ihrem Portfolio zu besitzen. Wie kann das sein? „Man sieht in der Erhebung, dass die Befragten dem Thema zwar eine hohe Aufmerksamkeit schenken“, sagt Studienautor Teodoro D. Cocca von der Johannes Kepler Universität Linz. „Tatsächlich umgesetzt haben das aber wenige. Das deutet auf eine Lücke hin, die aufseiten der Banken besser angesprochen werden kann.“
Auch Meinhard Platzer, KoCEO der LGT Bank Österreich, zeigt sich von den Ergebnissen überrascht. „Die Kunden wissen häufig nicht, dass sie bereits nachhaltig investiert sind, weil viele Banken das nicht explizit ausweisen, obwohl sie entsprechend positioniert sind.“Bei der LGT, sagt Platzer, hätten die Kunden bereits die Möglichkeit, zu sehen, wie nachhaltig ihr Portfolio ist. Aber: Es sei trotzdem wichtig, die Berater entsprechend zu schulen.
Nach wie vor hält sich bei den Wohlhabenden das Vorurteil, nachhaltige Anlagen würden konventionellen Investments in Sachen Rendite hinterherhinken. Rund 30 der Befragten schätzten die Performance ethischer Produkte schlechter ein. Immerhin die Hälfte geht davon aus, dass es keinen Unterschied gibt.
Den Anlegern wurde im Rahmen der Studie auch die Frage gestellt, ob sie bereit wären, auf einen Teil der Rendite zu verzichten, um eine ökologische Wirkung zu erzielen. Dabei zeigt sich: Ein Drittel bis rund 50 Prozent der Befragten würden einen geringeren Ertrag in Kauf nehmen. In der Schweiz ist der Anteil am höchsten. In Österreich hingegen spricht sich rund die Hälfte für die Rendite aus.
Frauen sind übrigens stärker als Männer davon überzeugt, dass ethische Investments eine „entscheidende Wirkung“auf den Schutz der Umwelt und die Durchsetzung ethischer Standards hätten. Die Anleger sehen aber auch eine Gefahr: dass die Nachhaltigkeit Gefahr läuft, als Modethema betrachtet zu werden. (nst)