Goldaktien sind gar nicht mehr so unbeliebt
Gold. Kaum ein Sektor wurde von Anlegern in den vergangenen Jahren so verschmäht wie die Bergbaubranche. Doch die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Nun spricht vieles dafür, dass Investoren an ihnen Gefallen finden.
Wien. Goldminenaktien machen Veränderungen beim Goldpreis gehebelt mit, so die Theorie. Wenn sich Gold verteuert, sollten die Minenaktien umso stärker steigen. Denn die Unternehmen erzielen ihre Gewinne aus der Differenz zwischen dem Goldpreis und ihren Förderkosten. Steigt der Goldpreis, erhöht sich der Gewinn der Bergbauunternehmen umso mehr. Soweit die Theorie.
In der Praxis sah es in den vergangenen Jahren anders aus. Während der Goldpreis in fast allen Währungen kürzlich ein Allzeithoch markiert hat und in US-Dollar nur noch knapp unter einem solchen liegt, ist der NYSE Arca Gold Bugs Index, der die Wertentwicklung der Aktien großer Goldförderer widerspiegelt, weit zurückgeblieben. Er hinkt seit Jahren nicht nur dem US-Aktienmarkt hinterher, sondern auch dem Goldpreis (siehe Grafik).
Die Branche litt unter dem Ruf, zu wenig auf ihre Kosten zu achten und zu teure Minenprojekte initiiert zu haben, die sich angesichts des nach 2011 gefallenen Goldpreises nicht rechneten. Inzwischen haben die Unternehmen aber ihre Hausaufgaben gemacht: Sie sind profitabler geworden, haben Kosten gesenkt, wenig rentable Minen stillgelegt und Schulden abgebaut. Der Sektor hat auch eine Konsolidierungswelle hinter sich.
Im Übernahmefieber
Die größten Positionen im Arca Gold Bugs Index sind das US-amerikanische Unternehmen Newmont Mining (das mit dem Konkurrenten Goldcorp zusammengegangen ist), der kanadische Konzern Barrick Gold (der mit dem Mitbewerber Randgold fusioniert hat) sowie die ebenfalls kanadische Agnico Eagle Mines.
Allmählich scheinen die Investoren wieder Gefallen an dem Sektor zu finden. Während der USamerikanische Aktienindex S&P 500 seit Jahresbeginn leicht nachgegeben hat, hat der Gold Bugs Index um fast acht Prozent zugelegt.
„Der vierjährige Bärenmarkt (bei Goldminenaktien) hat dazu geführt, dass ein Großteil der Mining-Unternehmen nun auf einem solideren Fundament steht. Die Produzenten sind nun schlanker, haben ihre Verschuldung abgebaut und werden in Zukunft stärker von steigenden Goldpreisen profitieren“, heißt es im jüngsten
„In-Gold-We-Trust“-Report der Fondsgesellschaft Incrementum.
Die Underperformance der Minenaktien werde besonders deutlich, wenn man einen längerfristigeren Vergleich anstelle: Der älteste verfügbare Goldminenindex, der Barron’s Gold Mining Index, befinde sich im Vergleich zu Gold auf dem niedrigsten Stand seit 78 Jahren. Doch nun springen die Investoren auf den Zug auf und investieren vorerst in größere Unternehmen, was diesen Übernahmen ermöglicht. Die Experten rechnen daher mit verstärkten Übernahmeaktivitäten in der nächsten Zeit, was normalerweise die Aktienkurse einer Branche beflügelt. Mit dem steigenden Goldpreis sollten auch unwirtschaftliche Lagerstätten wieder rentabel werden. Zwar werden „WeltklasseFunde“(Projekte mit einer Produktion von 350.000 Unzen pro Jahr und einer Förderdauer von mehr als 20 Jahren bei niedrigen Kosten) immer seltener.
Technische Innovationen
Dafür erkunden die Unternehmen tendenziell risikoreichere und bisher wenig explorierte Gebiete, etwa Randgold (das jetzt zu Barrick gehört) in der Demokratischen Republik Kongo. Zudem gebe es auch technische Innovationen, die die Gewinnung von Gold und Siber günstiger machen.
Auch die Tatsache, dass Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit (soziale und Umweltthemen) legen, sollte denjenigen Unternehmen helfen, die sich diesbezüglich engagieren, meinen die Studienautoren.