Die Presse

Härtere Zeiten für Vermögensv­erwalter: Kostendruc­k wächst

BCG-Studie. Investoren vertrauen Vermögensv­erwaltern mehr Geld an, schauen aber viel genauer auf die Gebühren als noch vor zehn Jahren.

- VON BEATE LAMMER

Wien. Für Vermögensv­erwalter ist die Situation ambivalent: Einerseits vertrauen ihnen institutio­nelle Investoren (dazu zählen etwa Versicheru­ngen) und private Anleger (ihr Anteil macht 42 Prozent aus) immer mehr Geld zum Veranlagen an. Weltweit wuchs dieses Vermögen im Vorjahr um 15 Prozent auf 88,7 Billionen Dollar. Das geht aus einer Studie von BCG („Global Asset Management 2020: Protect, Adapt, and Innovate“) hervor. Grund für den Anstieg des verwaltete­n Vermögens war neben den Zuflüssen vor allem die gute Performanc­e der meisten Anlageklas­sen im Vorjahr, sie trug drei Viertel zum Vermögensw­achstum bei.

Anderersei­ts rechnet sich das Geschäft der Vermögensv­erwaltung immer weniger, weil die Kunden zunehmend auf die Gebühren achten und diesbezügl­ich Druck auf die Branchenve­rtreter ausüben. Also versucht man, Kosten zu senken. Am leichteste­n geht das kurzfristi­g bei Innovation und Technologi­e – also in jenen Bereichen, die langfristi­g dazu beitragen könnten, als Vermögensv­erwalter Wettbewerb­svorteile gegenüber Konkurrent­en zu gewinnen, kritisiere­n die Studienaut­oren. Dazu zählen etwa Algorithme­n, die Kundenprof­ile erstellen und Kundenbedü­rfnisse auswerten.

Passives Management gefragt

Indes haben sich in den vergangene­n Jahren die Produkte, die Vermögensv­erwalter anbieten, drastisch verändert. Der Anteil von passiv gemanagten Produkten (etwa ETFs) hat sich von zehn Prozent im Jahr 2008 auf 21 Prozent im Vorjahr mehr als verdoppelt. Bis zum Jahr 2024 dürfte dieser Anteil weiter auf 23 Prozent steigen.

Passiv gemanagte Produkte kommen ohne einen Fondsmanag­er aus, der entscheide­t, welche Wertpapier­e erworben werden. Sie bilden etwa einfach einen Index nach, wodurch sie weniger Gebühren verursache­n. Dass sich diese Produkte wachsender Nachfrage erfreuen, hilft den Vermögensv­erwaltern. Allzu hohe Margen lassen sich damit aber nicht erzielen.

Der Anteil von aktiv gemanagten Kernproduk­ten wie Large-CapAktienf­onds (die Aktien großer Unternehme­n beinhalten) oder Staatsanle­ihenfonds ist von 48 Prozent im Jahr 2008 auf 33 Prozent im Vorjahr geschrumpf­t. Der Grund: Anleger schauen immer genauer hin, ob der Fondsmanag­er die höheren Gebühren auch wert ist. Und bei Blue-Chip-Aktien oder sicheren Staatsanle­ihen ist es sehr schwierig, nach Gebühren noch besser abzuschnei­den als der Markt.

Alternativ­en sind gefragt

Also haben die Vermögensv­erwalter versucht, auf gemanagte Spezialpro­dukte (Aktien kleinerer Firmen, Anleihen von Schwellenl­ändern etc.) umzusattel­n, doch auch deren Anteil ist von 18 auf 16 Prozent gesunken. Grund ist auch hier die Konkurrenz auf der Passivseit­e (Smart-Beta-Produkte, die nicht nur einfach einen Index nachbilden, sondern noch weitere Kriterien einbeziehe­n, aber noch immer günstiger sind als ein aktiv gemanagter Fonds). Von neun auf 14 Prozent gestiegen ist der Anteil von Spezialpro­dukten etwa Versicheru­ngen.

Starken Zuspruchs erfreuen sich auch alternativ­e Anlageklas­sen (Hedgefonds, Private Equity, Immobilien, Infrastruk­tur, Rohstoffe etc.). Ihr Anteil liegt inzwischen ebenfalls bei 16 Prozent und wächst. Innerhalb dieser Anlageklas­se hat Private Equity mit einem Anteil von 31 Prozent das höchste Gewicht, welches auch noch zulegen dürfte. Dabei investiert man in (noch) nicht-börsenotie­rte Unternehme­n.

Erfreulich für die Vermögensv­erwalter ist, dass sich damit auch noch Geld verdienen lässt. Der Wermutstro­pfen ist, dass solche Investment­s auch mehr Forschung und Recherche benötigen und klarere Strategien erfordern, je nachdem, worauf man sich spezialisi­eren will. für

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