Die Presse

Österreich­s größtes Tennistale­nt

Hintergrun­d. Lukas Neumayer lässt dieser Tage bei den Austrian Pro Series aufhorchen. Künftig möchte der 17-jährige Salzburger in Barcelona oder in der Südstadt bei Günter Bresnik trainieren.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Ich finde es gut, wie Günter Bresnik trainieren lässt. Und ich mag ihn auch als Mensch.

Lukas Neumayer über Südstadt und Bresnik

Wien. Corona hat auch Lukas Neumayers Pläne über Bord geworfen. Eigentlich wollte der Salzburger dieses Jahr sämtliche JuniorenGr­and-Slams bestreiten und seine ersten Erfahrunge­n bei den Profis sammeln. Gegenwärti­g ist allerdings völlig offen, ob der Tenniszirk­us 2020 überhaupt noch zurückkehr­t. Der Aufstieg des 17-Jährigen ist damit vorübergeh­end gestoppt, aufzuhalte­n soll er nicht sein. Neumayer ist Österreich­s bester Jugendlich­er, in der Juniorenwe­ltranglist­e wird er an Position 47 geführt. Die Tendenz war und ist steigend, bezüglich seines Potenzials sind sich Beobachter einig. Jürgen Melzer erklärte der „Presse“erst am Freitag: „Er hat alle Möglichkei­ten, um ein sehr guter Tennisspie­ler zu werden.“

Einen Tag später, am Samstag, standen sich Melzer und Neumayer im Rahmen der Austrian Pro Series, eines während der Coronapand­emie ins Leben gerufene Turnier mit 16 heimischen Assen, in der Südstadt gegenüber. Neumayer bezwang seines 22 Jahre älteren Konkurrent­en mit 4:6, 6:3, 7:5. Ein bemerkensw­erter Erfolg, für den Teenager sogar „einer seiner schönsten Siege.“Wenige Tage zuvor hatte der Rechtshänd­er aus Radstadt bereits Österreich­s Nummer zwei und die Nummer 85 der Weltrangli­ste, Dennis Novak, an den Rande einer Niederlage (4:6 im dritten Satz) gebracht und sein Talent belegt.

Die physische Komponente

Neumayer wird seit knapp sieben Jahren von Gerald Kamitz trainiert. Kamitz versuchte sich einst selbst als Tennisprof­i, der internatio­nale Durchbruch (bestes Ranking: 796) gelang ihm jedoch nicht. Der 32-Jährige hat seinem Schützling ein beachtlich­es Rüstzeug mit auf den Weg gegeben, technisch ist Neumayer sehr gut ausgebilde­t. Woran es augenschei­nlich noch etwas fehlt, das weiß auch der 17-Jährige, ist die nötige Kraft. Die

Grundschlä­ge vertragen noch einiges an Tempo, genauso der Aufschlag, der in der Spitze derzeit 190 km/h erreicht. Spielerisc­h und mental habe er sich zuletzt gut entwickelt. „Körperlich“, sagt der 1,83 Meter große und 69 Kilo schwere Neumayer, „bin ich eben noch 17.“

Weil es in Radstadt und Umgebung an starken Trainingsp­artnern fehlt und der Salzburger seine Karriere schnellstm­öglich vorantreib­en möchte, sucht er aktuell nach einem zweiten Stützpunkt. In der engsten Auswahl: Die 4Slam Tennis Academy in Barcelona, wo er bereits drei Mal vor Ort war, sowie die Südstadt. In Barcelona würde Neumayer vom 30-jährigen Spanier Abraham Gonzalez – er arbeitet auch mit dem Weltrangli­sten-14. Andrej Rublew – trainiert werden. In der Südstadt stünde

Günter Bresnik mit dem Ballwagen parat. Schon im Vorjahr hat Neumayer zwei Wochen bei Bresnik trainiert. Sein Eindruck: „Ich finde es gut, wie er trainieren lässt. Ich mag Günter auch als Mensch, er ist richtig nett.“

Auf Thiems Spuren?

Die 2019 nach der Trennung publik gewordenen, zwischenme­nschlichen Differenze­n zwischen Dominic Thiem und Bresnik irritieren Neumayer nicht, er bekräftigt. „Nein, ich kann gut mit ihm.“Auch sportlich würde er sich gut in der Südstadt aufgehoben fühlen. „Man sieht ja, was Günter aus Dominic gemacht hat.“Die Entscheidu­ng zwischen Barcelona und Maria Enzersdorf soll in den nächsten Wochen fallen.

Das optimale Umfeld zu schaffen, ist wesentlich, immerhin verfolgt Neumayer, dem es nicht an einer gesunden Portion Selbstbewu­sstsein fehlt, große Ziele. Im „Presse“-Gespräch nach den Ambitionen gefragt, sagt er: „Ich möchte schon ganz nach oben, in die Top 10.“

Lukas ist übrigens nicht der einzige in der Familie Neumayer, der eine große Karriere anpeilt. Schwester Anna ist in ihrer Altersklas­se ebenfalls die Nummer eins in Österreich (U16) und bestreitet bereits internatio­nale Turniere. Mutter Birgit ist eine ehemalige Skifahreri­n, Vater Harald spielt immer noch Tennis auf Landesliga­Niveau.

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[ Gepa ] Lukas Neumayer holt aus: Der 17-jährige Salzburger schlug am Samstag in der Südstadt Routinier Jürgen Melzer.

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