Österreichs größtes Tennistalent
Hintergrund. Lukas Neumayer lässt dieser Tage bei den Austrian Pro Series aufhorchen. Künftig möchte der 17-jährige Salzburger in Barcelona oder in der Südstadt bei Günter Bresnik trainieren.
Ich finde es gut, wie Günter Bresnik trainieren lässt. Und ich mag ihn auch als Mensch.
Lukas Neumayer über Südstadt und Bresnik
Wien. Corona hat auch Lukas Neumayers Pläne über Bord geworfen. Eigentlich wollte der Salzburger dieses Jahr sämtliche JuniorenGrand-Slams bestreiten und seine ersten Erfahrungen bei den Profis sammeln. Gegenwärtig ist allerdings völlig offen, ob der Tenniszirkus 2020 überhaupt noch zurückkehrt. Der Aufstieg des 17-Jährigen ist damit vorübergehend gestoppt, aufzuhalten soll er nicht sein. Neumayer ist Österreichs bester Jugendlicher, in der Juniorenweltrangliste wird er an Position 47 geführt. Die Tendenz war und ist steigend, bezüglich seines Potenzials sind sich Beobachter einig. Jürgen Melzer erklärte der „Presse“erst am Freitag: „Er hat alle Möglichkeiten, um ein sehr guter Tennisspieler zu werden.“
Einen Tag später, am Samstag, standen sich Melzer und Neumayer im Rahmen der Austrian Pro Series, eines während der Coronapandemie ins Leben gerufene Turnier mit 16 heimischen Assen, in der Südstadt gegenüber. Neumayer bezwang seines 22 Jahre älteren Konkurrenten mit 4:6, 6:3, 7:5. Ein bemerkenswerter Erfolg, für den Teenager sogar „einer seiner schönsten Siege.“Wenige Tage zuvor hatte der Rechtshänder aus Radstadt bereits Österreichs Nummer zwei und die Nummer 85 der Weltrangliste, Dennis Novak, an den Rande einer Niederlage (4:6 im dritten Satz) gebracht und sein Talent belegt.
Die physische Komponente
Neumayer wird seit knapp sieben Jahren von Gerald Kamitz trainiert. Kamitz versuchte sich einst selbst als Tennisprofi, der internationale Durchbruch (bestes Ranking: 796) gelang ihm jedoch nicht. Der 32-Jährige hat seinem Schützling ein beachtliches Rüstzeug mit auf den Weg gegeben, technisch ist Neumayer sehr gut ausgebildet. Woran es augenscheinlich noch etwas fehlt, das weiß auch der 17-Jährige, ist die nötige Kraft. Die
Grundschläge vertragen noch einiges an Tempo, genauso der Aufschlag, der in der Spitze derzeit 190 km/h erreicht. Spielerisch und mental habe er sich zuletzt gut entwickelt. „Körperlich“, sagt der 1,83 Meter große und 69 Kilo schwere Neumayer, „bin ich eben noch 17.“
Weil es in Radstadt und Umgebung an starken Trainingspartnern fehlt und der Salzburger seine Karriere schnellstmöglich vorantreiben möchte, sucht er aktuell nach einem zweiten Stützpunkt. In der engsten Auswahl: Die 4Slam Tennis Academy in Barcelona, wo er bereits drei Mal vor Ort war, sowie die Südstadt. In Barcelona würde Neumayer vom 30-jährigen Spanier Abraham Gonzalez – er arbeitet auch mit dem Weltranglisten-14. Andrej Rublew – trainiert werden. In der Südstadt stünde
Günter Bresnik mit dem Ballwagen parat. Schon im Vorjahr hat Neumayer zwei Wochen bei Bresnik trainiert. Sein Eindruck: „Ich finde es gut, wie er trainieren lässt. Ich mag Günter auch als Mensch, er ist richtig nett.“
Auf Thiems Spuren?
Die 2019 nach der Trennung publik gewordenen, zwischenmenschlichen Differenzen zwischen Dominic Thiem und Bresnik irritieren Neumayer nicht, er bekräftigt. „Nein, ich kann gut mit ihm.“Auch sportlich würde er sich gut in der Südstadt aufgehoben fühlen. „Man sieht ja, was Günter aus Dominic gemacht hat.“Die Entscheidung zwischen Barcelona und Maria Enzersdorf soll in den nächsten Wochen fallen.
Das optimale Umfeld zu schaffen, ist wesentlich, immerhin verfolgt Neumayer, dem es nicht an einer gesunden Portion Selbstbewusstsein fehlt, große Ziele. Im „Presse“-Gespräch nach den Ambitionen gefragt, sagt er: „Ich möchte schon ganz nach oben, in die Top 10.“
Lukas ist übrigens nicht der einzige in der Familie Neumayer, der eine große Karriere anpeilt. Schwester Anna ist in ihrer Altersklasse ebenfalls die Nummer eins in Österreich (U16) und bestreitet bereits internationale Turniere. Mutter Birgit ist eine ehemalige Skifahrerin, Vater Harald spielt immer noch Tennis auf LandesligaNiveau.