Notwendiger Faktencheck fehlt
„Österreich hat ein Milizheer – aber keine Milizsoldaten“, Leitartikel von Martin Fritzl, 4. 6. „Faktencheck“ist ja momentan „in“. Und den hätte auch der Verfasser des Leitartikels dringend nötig gehabt. Vieles in diesem Artikel mag richtig sein, völlig falsch sind jedoch jedenfalls folgende Aussagen: Seit dem Jahr 2006 ist die Miliz praktisch gar nicht mehr existent. Damals wurden die verpflichtenden Milizübungen abgeschafft, womit nur noch rund 1500 Milizsoldaten – zu einem großen Teil Offiziere – freiwillig an Übungen teilnehmen. Richtig ist vielmehr:
1) Milizübungen auf Basis der Ableistung der sog. „Truppenübungspflicht“wurden real bereits Anfang 2004 ausgesetzt und mit dem Wehrrechtsänderungsgesetz 2005 (WRÄG 2005, BGBl. I Nr. 58/2005) im Jahr 2005 endgültig abgeschafft, die sog. „Kaderübungen“wurden in „Milizübungen“umgewandelt. Durch die Miliz wurde selbstverständlich immer ohne Unterbrechung geübt, und zwar von 2004 bis Ende 2007 großteils auf freiwilliger Basis.
2) Es übten und üben natürlich nicht nur „zu einem großen Teil“Milizoffiziere, sondern selbstverständlich auch Milizunteroffiziere und Milizmannschaftssoldaten – beispielsweise haben im Jahr 2019 ca. 700 Milizoffiziere, ca. 1400 Milizunteroffiziere und ca. 3200 Milizmannschaftssoldaten insgesamt ca. 42.000 sogenannte Milizübungstage geleistet. Und das nicht auf freiwilliger Basis, sondern aufgrund einer sogenannten „Milizübungspflicht“.
Mag. Stefan Thaller, Brigadier, Abt. Einsatzvorbereitung, BMLV, 1090 Wien