Wenn angstvolle Konsumenten einfach streiken
Diese Krise lässt sich mit Geldherumschütten allein nicht beenden.
Normalerweise ist Arbeitslosigkeit in den USA ja eine verdammt unangenehme Sache: Im Schnitt liegt das Arbeitslosengeld bei nur rund 40 Prozent des Letzteinkommens, das Ganze gibt es zudem nur ein paar Monate lang und die an den Betrieb gebundene Krankenversicherung ist meist auch weg. Doch diesen April geschah Erstaunliches: Mitten in der höchsten Arbeitslosigkeit seit den Dreißigerjahren schoss das verfügbare Einkommen um 12,9 Prozent hoch. 75 Prozent der US-Arbeitslosen hatten in diesem Monat mehr Einkommen als zuletzt im Job.
Des Rätsels Lösung: eine starke Anpassung des Arbeitslosengeldes nach oben und zusätzlich ein 1200-Dollar-Scheck als „Helikoptergeld“von der Regierung. Die USA sind schließlich die konsumgetriebenste Wirtschaft dieses Globus, der Ausstieg aus der Krise hängt also ganz wesentlich von der Ausgabenfreude der Konsumenten ab. Diese streiken aber: Die Konsumausgaben sind gleichzeitig um fast 14 Prozent geschrumpft. Auch dort, wo die Geschäfte offen hatten.
Verwunderlich ist das nicht: Konsum hat nun einmal eine starke psychologische Komponente. Und die steht momentan auf der Stufe „Jammertal“. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, wo sich die Konsumenten partout nicht in Geschäfte und Restaurants zurücklocken lassen wollen. Wer mit sehr ungewissen Zukunftsaussichten konfrontiert ist oder gar Jobverlust befürchtet, dem sitzt die Brieftasche verständlicherweise nicht locker.
Daran ist die Politik nicht ganz unschuldig: Sie hat zwar die Infektionsketten (vor allem hier in Mitteleuropa) mit massiver Angstmache erfolgreich „durchgeflext“, dabei aber leider auch den Zusammenhang zwischen verfügbarem Geld und Konsumausgaben durchtrennt.
Das sollte man bei den kommenden Konjunkturprogrammen nicht vergessen: Solang das Vertrauen der Menschen in die Zukunft nicht wiederhergestellt ist, sind Aktionen wie etwa die Mehrwertsteuersenkung in Deutschland ein teurer Schuss in den Ofen. Diese Krise lässt sich mit Geldherumschütten allein nicht mehr bewältigen.