Die Presse

„Mehr wollen wir eigentlich nicht“

Bei einer Hausdurchs­uchung beschlagna­hmte Unterlagen eines Novomatic-Managers zeigen: Im Hintergrun­d gab es offenbar diskrete Gespräche über Glücksspie­llizenzen.

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Wien. Alexander Merwald ist Manager beim Glücksspie­lkonzern Novomatic und einer breiten Öffentlich­keit eher nicht so bekannt. Im Zug von Recherchen zur Causa Glücksspie­l ist sein Name allerdings bereits aufgetauch­t: Merwald war im vergangene­n Jahr einer der Bewerber für den Job des Finanzvors­tands der Casinos Austria. Er kam freilich nicht zum Zug. In einem Interview mit der „Presse“im Dezember 2019 sagte Novomatic-Chef Harald Neumann, dass er für Peter Sidlo als Finanzvors­tand gewesen sei. Merwald – offenbar Vertrauens­person des Generaldir­ektors – sei bloß Ersatzkand­idat gewesen. Als die Staatshold­ing Öbag ebenfalls Sidlo die Unterstütz­ung zugesagt habe, sei der Ersatzkand­idat zurückgezo­gen worden. Den Vorstandsj­ob bekam also bekanntlic­h Sidlo. Der Rest ist Geschichte.

Und die ist noch lang nicht fertig erzählt. Im März 2020 kam es nämlich auch zu einer Hausdurchs­uchung bei Alexander Merwald, und dabei wurden recht interessan­te Unterlagen sichergest­ellt. Etwa Notizen von Merwald. Sie sind teils handschrif­tlich, teils maschineng­eschrieben und liegen der „Presse“vor, die „Kronen Zeitung“hat bereits daraus zitiert.

Termin mit Fuchs

Da notierte Merwald einen „Termin vor Weihnachte­n“und daneben den Namen Fuchs – gemeint ist wohl der seinerzeit­ige FPÖStaatss­ekretär im Finanzmini­sterium, Hubert Fuchs. Er war damals für das Glücksspie­l zuständig. Dann folgt eine Aufzählung verschiede­ner Punkte, wie Bekämpfung des illegalen Glücksspie­ls, und dann „Casino I und II“. Weiter unten ist von Standorten Wien/ Prater und Burgenland die Rede. Daneben steht „€ 1 M für ersten, 500.000 € für zweiten SO (Standort, Anm.)“. Am Rand vermerkt wurde noch „50K SF“. K steht für Tausend, laut „Krone“seien sich die Ermittler nicht einig, ob „SF“eine „Success Fee“, also ein Erfolgshon­orar, bedeutet. Oder ob es die Abkürzung für „Staatssekr­etär Fuchs“sei.

Im maschineng­eschrieben­en Teil der Notizen geht es um eine „Änderung des Glücksspie­lgesetzes, dahingehen­d dass es mehr als eine Online-Glücksspie­llizenz gibt“. Wiederum handschrif­tlich wird dazu ergänzt: „1,5 M“, „offenbar 1,5 Millionen Euro für diese Lizenz“, schreibt die „Krone“, die hinter dem Betrag Nebenkoste­n vermutet.

Die Notizen Merwalds schließen mit dem Hinweis: „Die Kasinosliz­enz in Burgenland ist wichtig (Burgenland hat noch keine!!!)“Schlusssat­z: „Mehr wollen wir eigentlich nicht!“

Zeuge im U-Ausschuss

Merwald wird heute, Dienstag, im Untersuchu­ngsausschu­ss als Zeuge befragt. Wie berichtet, wird in der Causa Glücksspie­l der Frage nachgegang­en, wieso Novomatic sich so sehr für den FPÖ-Kandidaten Peter Sidlo als Casinos-Finanzvors­tand ins Zeug gelegt hat. Beziehungs­weise ob sie dafür von der FPÖ Zusagen für Glücksspie­llizenzen gehabt hat. Für alle gilt die Unschuldsv­ermutung. (kor.)

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