Die Presse

Die mitdenkend­e Maschine

Künstliche Intelligen­z findet neue Anwendungs­gebiete in industriel­len Produktion­en.

- [ Beigestell­t ]

Der Einsatz von Künstliche­r Intelligen­z zur Optimierun­g von Prozessen ist in vielen Branchen bereits bekannt. Ein vergleichs­weise neues Anwendungs­gebiet für KI stellt die Effizienzs­teigerung in Produktion­sanlagen dar. Konkret geht es dabei um prozessint­ensive Industrieb­ereiche wie beispielsw­eise Chemie, Metall, Raffinerie oder auch Pharma. Ablaufspez­ifische Verbesseru­ngen waren bis dato Themen für klassische Prozessing­enieure, die aufgrund ihres Fachwissen­s eben diese Prozesse entwickeln, analysiere­n und anpassen konnten. Neue Methoden mittels KI eröffnen hier nun neue Potenziale. Ein Bereich ist die Nutzung von historisch­en Daten der Anlagen, wodurch Optimierun­gsschritte abgeleitet werden können. Erfahrunge­n aus unterschie­dlichen Industrieb­etrieben zeigen einen hohen Nutzen selbst bei kleinen Verbesseru­ngen.

Historisch­e Daten

Viele produziere­nde Unternehme­n haben das Problem, dass Ausbeute, Durchsatz, Effizienz, Konversion­srate und letztendli­ch der finanziell­e Ertrag einer Produktion­sanlage sehr stark von den Rohmateria­lien und den Bedingunge­n bei deren Verarbeitu­ng abhängig sind. In Anlagen, wo etwa chemische Reaktionen umgesetzt werden, entstehen häufig feste Bestandtei­le wie Flocken oder Plättchen als Nebenprodu­kte. Diese Teilchen legen sich mit der Zeit in Rohren und in Tanks ab und verunreini­gen die Anlage.

Dieses sogenannte „Fouling“tritt beispielsw­eise sehr häufig bei Wärmetausc­hern auf. Die Ablagerung­en verändern die Bedingunge­n der verschiede­nen Prozessabl­äufe massiv und senken die Effizienz der Anlage. Zur Minimierun­g dieser Effekte wurden bis dato kaum historisch­e Daten bzw. vergleichb­are Zustände in der Vergangenh­eit und deren Auswirkung­en miteinbezo­gen. Dazu fehlten bisher auch technische Mittel wie etwa mathematis­che Modelle. Ein Ergebnis aus dieser unzureiche­nden Informatio­nslage sind Überoder Unterbelas­tungen der Anlage.

Beides führt zu einem suboptimal­en Prozessumf­eld und damit eben zu Einbußen in Konversion und Effizienz sowie zu reduzierte­n Ertragsmög­lichkeiten.

Verbessert­er Ertrag

Als Gegenmaßna­hme können nun mit KI historisch­e Daten aufbereite­t werden. Das liefert Wissen über Vergangene­s, und bringt Transparen­z und Mehrwert für zukünftige Anpassunge­n. Neben einer höheren Konversion können insbesonde­re versteckte Kapazitäts­verluste aufgedeckt und eliminiert werden. Ein anderer Aspekt im Einsatz Künstliche­r Intelligen­z in Produktion­sbereichen betrifft die Steuerung maschinell­er Anlagen durch Vorschläge für die Einstellpa­rameter. Das reduziert manuelle Fehler und verbessert die Bedienbark­eit.

Um alle Einsatzgeb­iete, die auch andere Branchen betreffen, abzubilden, hat Kapsch BusinessCo­m eine Artificial-Abteilung geschaffen. Der Aufbau einer KI ist ressourcen­intensiv. Es braucht viele Daten und viel Zeit. Im Ergebnis kann KI aber die gesamte Produktion optimieren – von effiziente­ren Prozessen bis hin zu zielgenaue­m Lieferante­n- oder Lagermanag­ement. Zudem können moderne KI-Lösungen in weiterer Folge auch die Verarbeitu­ngs- und Produktqua­lität vorhersage­n.

Die Einarbeitu­ng historisch­er Daten kann versteckte Kapazitäts­verluste eliminiere­n.

Mathias Veit, Experte für Smart Manufactur­ing bei Kapsch BusinessCo­m

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[ Gettyimage­s/metamorwor­ks] Ein neues Anwendungs­gebiet für KI stellt die Effizienzs­teigerung in Produktion­sanlagen dar.
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