Die Presse

Korruption, Herzeleid und entführte Hunde im Central Park

Ein Parkmanage­r und seine Familie stehen im Mittelpunk­t einer entzückend­en, hochpoliti­schen Serie von Apple TV+. Und gesungen wird auch!

- VON BETTINA STEINER

Owen ist aufgeregt. Heute ist Turtlehead Day! Die Miesmäulch­en blühen! Der Parkmanage­r will das feiern, wie jedes Jahr, und wie jedes Jahr steht er fast allein zwischen den Beeten, niemand will seinen Enthusiasm­us teilen, sogar seine Kinder haben diesmal Besseres zu tun! Der Sohn muss einen entführten Hund füttern, die Tochter an ihrem Comic zeichnen, in dessen Mittelpunk­t ein Bub steht, in den sie himmelhoch jauchzend verliebt ist, also singt sich Owen seinen Kummer von der Seele, „I like my flowers when they gloom in the moon like the fruit of the loom“, reimt er und ist schon fast getröstet und bereit, sich seinem Schicksal als Sonderling und von der eigenen Brut verlassene­r Vater zu stellen, als das Beet gestürmt wird.

Doch leider. Keine Verehrer der Miesmäulch­en. Im Gegenteil, diese Leute zertrampel­n die Blumen auf der Suche nach einem Schoßhund (ja, derselbe, den Owens Sohn füttert). Die in einem Penthouse mit Blick über den Central Park residieren­de Milliardär­in hat ihn verloren und 50.000 Dollar Finderlohn ausgesetzt.

Ach, blieben die zertrampel­ten Miesmäulch­en Owens größte Sorge! Doch die Milliardär­in, die eine Vorliebe für bizarre Hüte und einen schmissige­n Rache-Song im Repertoire hat, will den Central Park, der ihr den Hund entrissen hat, zerstören. Denn im „Central Park“geht es nicht nur um Herzeleid und Hunde mit Namen Shampagne, sondern auch um die hohe Politik und die Niederunge­n der Korruption, um skrupellos­e Investoren, schnell umzustimme­nde Bürgermeis­ter, um Town Meetings, bei denen von der Öffentlich­keit unbemerkt weitreiche­nde Entscheidu­ngen getroffen werden. Um die Frage, wie viel einer Stadt wie New York ein Areal wie der Central Park wert ist. Und ob öffentlich­e Aufgaben so einfach an private Gönner delegiert werden können.

Die Serie wurde von Loren Bouchard („Bob’s Burgers“) entwickelt, gemeinsam mit Nora Smith und Josh Gard, der außerdem seine Stimme – man kennt sie aus „Frozen“, wo er den Olaf sprach und sang – hier dem Straßenmus­ikanten und Erzähler Birdie leiht. Für Fans von „Unbreakabl­e Kimmy Schmidt“: Titus Burgess ist als Sohn zu hören – mit einem der herzergrei­fendsten Songs der Serie (Musik: Kate Anderson und Elyssa Samsel). Für Fans von „Sex Education“: Molly, die himmelhoch jauchzend verliebte Tochter, erinnert mit ihrer Haartracht und ihrem Zeichental­ent frappant an Lily.

Auch Netflix und Hulu haben sich für den Stoff interessie­rt, Apple hat den Zuschlag erhalten. Hat sich für den neuen Streamingd­ienst jedenfalls ausgezahlt.

„Central Park“, Apple TV+, drei Folgen sind bereits online, zehn weitere a` 25 Minuten werden folgen.

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[ Apple TV] Straßenmus­ikant Birdie hat es geschafft: Parkmanage­r Owen hat sich mit der Rollschuh-Gang versöhnt, zur Feier gibt es eine kleine Party.

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