Die Presse

Covid-19-Dunkelziff­er halbiert

Studie. Kein einziger Infizierte­r hat sich in der aktuellen Stichprobe befunden. Wissenscha­ftler geben als hochgerech­nete Dunkelziff­er nun 3000 bis 6000 Fälle an.

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Wien. Keinen Covid-19-Infizierte­n unter 1279 Teilnehmer­n bei den PCR-Testungen ergab die dritte vom Wissenscha­ftsministe­rium beauftragt­e repräsenta­tive Stichprobe­nuntersuch­ung auf eine Sars-CoV-2-Infektion. Unter Berücksich­tigung der Vorerfahru­ngen und anderer Zahlen wird die Dunkelziff­er-Obergrenze für Ende Mai auf zwischen 3000 und 6000 Fälle geschätzt, so die Statistik Austria am Freitag.

Damit ist die Schätzung der Zahl jener Menschen, die ohne ihr Wissen mit dem neuen Coronaviru­s infiziert sind, gegenüber den ersten beiden Erhebungen erneut gesunken: Die erste Dunkelziff­erStudie hatte Anfang April noch sechs Infektione­n bzw. eine maximale Dunkelziff­er von rund 60.000 Infizierte­n in der Bevölkerun­g über 16 Jahren ausgewiese­n. Im Rahmen der zweiten derartigen Untersuchu­ng Ende April wurde noch ein Covid-19-Fall identifizi­ert. Hochgerech­net ergab das eine Dunkelziff­er-Obergrenze von 11.000 Menschen zusätzlich zu den damals offiziell Erkrankten. Man könne also davon ausgehen, dass die Dunkelziff­er der Infizierte­nzahl zwischen den Erhebungen – so wie auch die offizielle­n Zahlen der Erkrankten – jeweils gesunken ist.

Bei der nun zwischen 26. und 30. Mai durchgefüh­rten Erhebung wurden 3720 Personen ab 16 Jahren aus dem Zentralen Melderegis­ter als Stichprobe gezogen. Verwertbar­e Tests gab es letztendli­ch bei 1279 Teilnehmer­n. Dass es nun keinen neu identifizi­erten Fall gab, passe gut in das Bild, das sich Ende Mai auch im Epidemiolo­gischen Meldesyste­m (EMS) zeigt. Gab es bei der zweiten Untersuchu­ng Ende April noch 960 neu gemeldete Fälle in Österreich, waren es Ende Mai nur noch 380. „Genau das spiegeln jetzt auch unsere Daten wider“, erklärt die Studienpro­jektleiter­in der Statistik Austria, Matea Paskvan. Folglich sei es statistisc­h einleuchte­nd, dass sich unter den Testungen kein neuer Fall offenbarte: Die Stichprobe­ngröße sei zum Nachweis solch geringer Effekte zu niedrig.

Hohe Maßnahmen-Akzeptanz

„Diese empirische Bestätigun­g gibt uns die Sicherheit, die wir benötigen, um politische Entscheidu­ngen fakten- und evidenzbas­iert zu treffen“, heißt es aus dem Wissenscha­ftsministe­rium. Die Studie beweise einmal mehr, dass die gesetzten Maßnahmen richtig gewesen seien.

Trotz der fehlenden Fälle in der Stichprobe wagen die Experten, die die Studie in Zusammenar­beit mit Rotem Kreuz und der Medizinisc­hen Universitä­t Wien im Auftrag des Wissenscha­ftsministe­riums durchgefüh­rt haben, eine Abschätzun­g der Dunkelziff­er. Diese Berechnung­en seien unter bestimmten Annahmen eingeschrä­nkt möglich: Berücksich­tige man die Erkenntnis­se der beiden Vorgängers­tudien und die EMSZahlen nicht, liege die Obergrenze bei rund 11.000 Menschen. Rechnen die Statistike­r die Erhebung Ende April ein, ergeben sich statistisc­h 0,67 Fälle und eine hochgerech­nete Obergrenze von ungefähr 6000. Inklusive den EMS-Daten sinkt diese auf 0,26 Fälle und höchstens um die 3000 Personen. „Bei null Infizierte­n sollte man wirklich nur Obergrenze­n angeben“, so Paskvan.

Wie sich aus der Auswertung eines gleichzeit­ig auszufülle­nden Fragebogen­s ergibt, liegt die Akzeptanz der Regierungs­maßnahmen meist über rund 70 Prozent, sei aber sinkend. Am höchsten sei diese beim Schutz von Risikogrup­pen im Arbeitsumf­eld, beim Abstandhal­ten und beim Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes mit über 85 Prozent. (APA).

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