Konjunktur: Ziemlich heftiger April
Das britische BIP sinkt um 20 Prozent, die Industrie der Eurozone stürzte ab.
Wien. Grenzen werden geöffnet und Ausgangsbeschränkungen gelockert. Wie stark die Wirtschaft in den vergangenen Wochen unter die Räder kam, zeigt sich aber erst jetzt. Es dauert eben, bis statistische Daten zusammengetragen werden. Nun wird offensichtlich: Die Konjunktur hat in der Hochphase des Lockdowns ziemlich stark gelitten.
Die britische Wirtschaft ist im April dramatisch abgestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein, wie das Statistikamt in London am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem etwas milderen Einbruch gerechnet. Die OECD sagt Großbritannien für heuer einen wirtschaftlichen Knick im Ausmaß von 11,5 Prozent voraus, dem 2021 allerdings ein Wachstum von neun Prozent folgen soll.
Nur Irland schafft ein Plus
Auf dem Festland steht man nur bedingt besser da. Die Industriebetriebe in der Eurozone haben ihre Produktion im April wegen der Coronakrise so stark gedrosselt wie noch nie. Die Betriebe stellten laut Eurostat um 17,1 Prozent weniger her als im Vormonat, weil geschlossene Fabriken, unterbrochene Lieferketten und die fehlende Nachfrage durchschlugen. Gegenüber dem Vorjahresmonat brach die Produktion sogar um 28 Prozent ein. Das seien mit Abstand die größten monatlichen Rückgänge seit Beginn der Zeitreihe, so das Statistikamt. Während der Finanzkrise 2008/09 fielen die Rückgänge mit drei bis vier Prozent deutlich milder aus.
In den einzelnen Euroländern schrumpfte die Industrie in sehr unterschiedlichem Tempo. In Luxemburg belief sich das Minus auf rund 44 Prozent, in Italien auf Minus 42,5. Nur Irland stemmte sich gegen den Abwärtstrend und schaffte ein Wachstum von 5,5 Prozent. „Insgesamt ist die Industrieproduktion im Euroraum und in der EU auf ein Niveau gesunken wie zuletzt Mitte der 1990erJahre gesehen“, so Eurostat.
Der Produktionseinbruch trat auf breiter Front auf und betraf sowohl Vorleistungs- wie auch Investitions- und Gebrauchsgüter. Der OECD zufolge wird die Eurozone im laufenden Jahr zwischen 9,1 und 11,5 Prozent schrumpfen. 2021 wird wieder ein Wachstum erwartet. (ag./red.)