Die Presse

Begrenzte Welten

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„Das Kind, das sogar nachts Jacke trägt“von A.-C. Simon, 6. 6.

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“(Wittgenste­in, 1921, 5.6)

Anne-Catherine Simon hat in ihrer Sprache, die sich jeder Inklusion zum Zweck einer „Leserfreun­dlichkeit“verwehrt, nicht nur die Grenzen ihrer eigenen Welt verdeutlic­ht, sondern auch die Erkenntnis­fähigkeit ihres Lesepublik­ums angezweife­lt. Der Verzicht auf ein Sprechen über Marieke Lucas Rijneveld im Plural signalisie­rt Ignoranz gegenüber Rijneveld und allen Personen, die sich abseits der Geschlecht­erbinaritä­t verorten. Warum, beantworte­t sich Anne-Catherine Simon selbst: „Rijneveld [. . .] spricht im Plural von sich“. Ein „müsste man“oder „genau genommen“hat an dieser Stelle nichts verloren. Noch weniger Simons geglaubtes Recht, über die angemessen­e Sprachform entscheide­n zu können und den weiblichen Singular für Rijnefeld zu verwenden. Dies erscheint umso ernüchtern­der in einem Literaturb­eitrag, der die „Bilderfüll­e“ebenjener Stimme würdigt.

Anna Weberberge­r, 4020 Linz

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