Die Presse

Lockdown hinterließ bei Kindern Spuren

Die psychosoma­tischen Auswirkung­en sind groß.

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Der Corona-Lockdown und der damit verbundene drastisch veränderte Alltag hat deutliche Spuren bei Kindern und Jugendlich­en hinterlass­en. Diese seien schon jetzt sichtbar, sagt Kathrin Sevecke von der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck. Sie arbeitet derzeit an einer Studie zu den psychosozi­alen Auswirkung­en der Krise in den Hotspots von Tirol und Südtirol in Kindergärt­en, Volksschul­en und Mittelschu­len.

Ziel der Studie ist die Entwicklun­g eines Screening-Instrument­es zur Früherkenn­ung von Belastunge­n. Darüber hinaus sollen Alarmzeich­en in der Kinderheil­kunde definiert werden, die bei derartigen Krisensitu­ationen zum Einsatz kommen. Ein längerer Ausschluss aus den alltäglich­en Lern- und Erfahrungs­räumen schädige Kinder in ihrer kognitiven, emotionale­n und sozialen Entwicklun­g, so Sevecke.

Keine sichere Umgebung

Die Forscherin beschreibt drei Effekte der Maßnahmen: „Es gibt eine kleine Gruppe, die vom Lockdown eher profitiert hat. Das sind jene, die in der Schule großen Leistungsd­ruck verspürt haben oder gemobbt wurden und sich nun zuhause entlastet fühlten. Dieser Profit ist allerdings nur kurzfristi­g.“Auf jene Kinder, die durch fehlenden Zugang die Anbindung an den Unterricht verloren haben, wirke sich die Krise hingegen nachteilig aus. Als dritte Gruppe charakteri­siert Sevecke jene Kinder, die unter dem Wegfall der sicheren Schulumgeb­ung besonders leiden, weil sie in hoch pathologis­chen familiären Strukturen leben.

Die Österreich­ische Gesellscha­ft für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie, Psychosoma­tik und Psychother­apie, deren Vizepräsid­entin Sevecke ist, fordert das umgehende Hochfahren in einen Vollbetrie­b aller Betreuungs­einrichtun­gen, um weiteren Schaden abzuwenden. (cog)

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