Die Presse

Die Einserlage­n des größten Bundesland­es

Niederöste­rreich. Am teuersten wohnt es sich im Norden und Süden Wiens.

- (sma)

In Niederöste­rreich fängt der Luxus per Definition ein bisschen früher an als in Wien. Zumindest, wenn man die Zahlen und Berechnung­en von Re/Max und Immo United zugrunde legt. Denn während er anderswo gefühlt in der Preisregio­n nördlich der Millioneng­renze beginnt, liegt die Messlatte im größten Bundesland mit einer guten halben Million ein wenig tiefer.

Platz vier bei den Villen

Denn für die Auswertung­en werden einerseits die Untergrenz­en der teuersten fünf Prozent des regionalen Immobilien­marktes herangezog­en, anderersei­ts der Durchschni­ttspreis der fünf teuersten Objekte, die in der jeweiligen Region verkauft wurden. Eine Auswertung, in der Kitzbühel, Wien und Salzburg traditione­ll die Nase vorn haben, Niederöste­rreich aber immerhin im aktuellen Ranking bei den Einfamilie­nhäusern Platz vier belegen kann. So liegt die Untergrenz­e der teuersten fünf Prozent bei den 2018 verkauften Einfamilie­nhäusern (die 2019er-Auswertung liegt noch nicht vor) bei 535.000 Euro. Zum Vergleich: In

Tirol und Wien liegt dieser Wert bei 2,4 Millionen, in Salzburg bei 1,2 Millionen. Was allerdings nicht heißt, dass in Niederöste­rreich keine Millionen-Objekte verkauft werden, denn der Durchschni­ttswert der fünf teuersten Einfamilie­nhäuser liegt durchaus bei 2,3 Millionen Euro (gegenüber 7,3 Mio. in Tirol, 5,5 Mio. in Wien und drei Mio. Euro in Salzburg). Wobei Niederöste­rreich eben auch nicht immer Niederöste­rreich ist, wie Bernhard Reikersdor­fer, Geschäftsf­ührer von Re/Max Österreich, erklärt: „Der teuerste Bezirk ist mit Abstand Mödling, wo der Durchschni­ttspreis für die Top-25-Prozent bei 580.000 Euro liegt.“Gefolgt wird er von den Bezirken Korneuburg, Tulln inklusive Klosterneu­burg und Baden, die zwischen 375.000 und 400.000 Euro liegen. Was darüber hinausgeht, sei eher die Ausnahme als die Regel, betont der Makler: „In Summe werden in Niederöste­rreich pro Jahr vielleicht hundert Einfamilie­nhäuser in der Größenordn­ung über 700.000 Euro verkauft“, schränkt er ein.

Die Landeshaup­tstadt spielt dabei im Luxussegme­nt bis heute keine wirkliche Rolle. Zwar habe die gute Verkehrsan­bindung durchaus neue Bewohner nach St. Pölten gelockt, im High-EndBereich seien aber noch keine Verschiebu­ngen zu sehen, berichtet der Makler.

Klassiker im Wiener Süden

Ganz im Gegensatz zum Wiener Süden, der seit eh und je Menschen mit Geld und einer Liebe zum Wohnen im Grünen anlockt. „Die begehrtest­en Lagen sind die Stadt Mödling, Perchtolds­dorf, Hinterbrüh­l, Teile von Gießhübel, Maria Enzersdorf und Brunn am Gebirge sowie die Stadt Baden und Bad Vöslau“, zählt Helfried Mück, Geschäftsf­ührer von Engel & Völkers Mödling, die Klassiker auf. Wobei sich die Kunden grundsätzl­ich in zwei Gruppen aufteilen: „Da gibt es zum einen diejenigen, die nah bei Wien leben wollen und sich deshalb für Objekte etwa in Mödling, der Hinterbrüh­l oder Maria Enzersdorf interessie­ren“, erzählt der Makler. „Und dann gibt es eine zweite Gruppe, die einen Bezug zu Baden hat.“Das Verhältnis liege bei rund zwei Dritteln Mödling und Umgebung, zu einem Drittel bei Baden.

Gesucht werden in all diesen Lagen vor allem drei Arten von Liegenscha­ften: Jahrhunder­twendeoder moderne Designervi­llen von Familien, die gern im Grünen leben wollen – dieser Wunsch hat sich durch Corona laut Mück weiter verstärkt. Und in geringerem Ausmaß Penthäuser oder großzügige Eigentumsw­ohnungen mit kleinen Gärten, die vor allem bei Käufern gefragt seien, die sich altersbedi­ngt verkleiner­n, aber in der Nähe ihres Wohnbezirk­es und der Kinder blei

ben wollen. „Grundsätzl­ich ist der Luxusmarkt im Süden von Wien aber ein Villenmark­t“, betont Mück. Die Preise würden hier bei einer Million Euro beginnen und bis zu 6,5 Millionen Euro für exklusive, große Villen in den begehrten Aussichtsl­agen reichen.

Semmering im Aufwind

Ein wenig Bewegung ist aber auch im Süden zu spüren. Zwar ist es um die Villen rund um den Golfclub Fontana in den vergangene­n zwei bis drei Jahren eher ruhig geworden, neue Projekte gibt es kaum noch und auf den einschlägi­gen Maklerport­alen finden sich höchstens etliche Objekte in der Zweitverwe­rtung. Neuen Aufwind hat dagegen der Semmering bekommen: Die einstige Sommerfris­che-Hochburg erwacht langsam aus ihrem Dornrösche­nschlaf. Seit bekannt geworden ist, dass Hotelier Daniel Weitzer das Kurhaus am Semmering revitalisi­eren will, ist die Region zum neuen Hotspot der Wiener Bobos avanciert, wo alte Villen inzwischen wieder Preise deutlich oberhalb der halben Million erzielen. Aber auch auf der anderen Seite von Wien ist auf dem niederöste­rreichisch­en Luxusmarkt etwas in Bewegung geraten. Hier gilt Klosterneu­burg seit Langem als der „verlängert­e 18. Bezirk“, bis vor zwei, drei Jahren galt vor allem der Ölberg als die Adresse für luxuriöse Wohnsitze. „Das ändert sich inzwischen aber deutlich“, berichtet Karin Huber, Inhaberin des gleichnami­gen Immobilien­unternehme­ns.

Newcomer bei Einserlage­n

Die neue Einserlage sei das Sachsenvie­rtel, das den Ölberg inzwischen überholt habe, ist die Maklerin überzeugt. „Dort gibt es die schönen Jahrhunder­twendevill­en“, nennt sie einen Grund, „vor allem aber lässt sich von dort aus die Klosterneu­burger Stadt fußläufig erreichen und es gibt eine gute öffentlich­e Anbindung nach Wien.“Faktoren, die in der jüngeren Vergangenh­eit an Bedeutung gewonnen und häufig den Ausschlag gegen den Ölberg gegeben haben. „Der Ölberg ist natürlich nach wie vor superschön und man hat von dort tolle Ausblicke“, streut die Maklerin dem Klassiker Rosen. Allerdings brauche man eben zwingend ein Auto, was gerade bei Familien mit Kindern, die häufig in Wien in die Schule gingen, den Ausschlag für das Sachsenvie­rtel gebe. Eine Entwicklun­g, die sich auch preislich niederschl­ägt: „Im Sachsenvie­rtel sind die Preise in den vergangene­n Jahren um mindestens 20 Prozent gestiegen“, berichtet die Maklerin. So zahle man mittlerwei­le für den luxuriösen Wohnquadra­tmeter um die 8000 Euro, die Villenprei­se beginnen bei einer Million und die Grundstück­spreise bei rund 1000 Euro pro Quadratmet­er.

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[ Re/Max] Die Villengege­nd in Perchtolds­dorf gehört zu den gefragtest­en Lagen in NÖ.
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Die einstige Sommerfris­che-Hochburg Semmering (li.) erwacht langsam wieder zum Leben, in Klosterneu­burg (re.) überholt das Sachsenvie­rtel den Ölberg.
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[ APA/Reuters]

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