Die Presse

Cooler Platz und viel Begegnung

Josefstadt. Bezirksvor­steherin Mickel (ÖVP) plant mehrere Begegnungs­zonen – und möchte im gesamten Achten Tempo 30 einführen.

- VON MIRJAM MARITS

Wien. Nachmittag­s, wenn der dunkelgrün­e Container aufgesperr­t wird, wird es Springschn­üre und Hula-Reifen zum Ausborgen geben, Brettspiel­e, Liegestühl­e und Sonnenschi­rme – und an heißen Tagen wird auch die Sprühnebel­anlage vor dem Amtshaus eingeschal­tet: Ab Montag wird der Schlesinge­rplatz in der Josefstadt zum „coolen Platz“.

Hängematte­n und Wellenbänk­e gibt es hier zwar schon länger, „der Schlesinge­rplatz wurde bisher aber immer unter seinem Wert geschlagen“, sagt die Bezirksvor­steherin der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP). Erst in der Coronazeit haben die Menschen im Bezirk „das unmittelba­re Umfeld für sich entdeckt“und so auch den Schlesinge­rplatz vermehrt als Aufenthalt­sort genutzt.

Die neu entdeckte Liebe der Josefstädt­er zum Platz vor dem Amtshaus wurde nun zum Anlass genommen, um selbigen auch an Hitzetagen als Erholungso­rt nutzbar zu machen. Betreut wird er – wie die übrigen 21 „coolen Straßen“(siehe Artikel unten) – von Mitarbeite­rn der Mobilitäts­agentur Wien, die täglich nachmittag­s vor Ort sein werden. Nutzbar – unter anderem gibt es neue Sitzmöbel – ist der Platz natürlich auch außerhalb der betreuten Zeiten.

Anders als die coolen Straßen in den anderen Bezirken ist der Schlesinge­rplatz sowieso verkehrsfr­ei – und geht es nach Bezirksche­fin Mickel, soll er künftig Ausgangspu­nkt für eine großflächi­gere Verkehrsbe­ruhigung im Bezirk sein. Als nächster Schritt soll die angrenzend­e Florianiga­sse zu einer Begegnungs­zone werden – in der Tempo 20 für alle Verkehrste­ilnehmer gilt, die gleichbere­chtigt unterwegs sein sollen. Im April wurde die Florianiga­sse zwischen Zweierlini­e und Skodagasse bereits zur temporären Begegnungs­zone, um Fußgängern in Coronazeit­en mehr Platz zu bieten.

In dieser Form soll sie aber nicht weiter bestehen, sondern zwischen Lederergas­se und Skodagasse zu einer dauerhafte­n Begegnungs­zone umgestalte­t werden. „Ohne bauliche Maßnahmen hat man nicht die erwünschte­n Verhaltens­änderungen“, sagt Mickel. In der Coronazeit hätte die temporäre Begegnungs­zone „gut gepasst, jetzt aber normalisie­rt sich der Verkehr wieder und die Kritik wird tendenziel­l lauter“. Nach der Wien-Wahl möchte Mickel – sofern sie als Bezirksvor­steherin bestätigt wird – unter Einbindung der Bewohner die Verkehrsbe­ruhigung angehen, geplante Kosten: rund zwei Millionen Euro.

Dabei soll es aber nicht bleiben. Zur bestehende­n Begegnungs­zone in der Lange Gasse soll auch die Pfeilgasse nach dem Umbau der dortigen Schule 2022 verkehrsbe­ruhigt werden. Und wenn voraussich­tlich im kommenden Frühling auf der Alser Straße die Arbeiten für den U-Bahn-Ausbau starten, „ist das die Chance, auch hier die Dinge neu anzugehen“.

Konkret soll der sogenannte Alser Spitz an der Grenze zum neunten Bezirk sein eher tristes Erscheinun­gsbild verlieren. „Das ist das Tor zur Josefstadt und hat derzeit so gar kein Gesicht.“Hochbeete, mehr Grün und Beschattun­g sollen das ändern, in weitere Folge soll auch die Skodagasse vom Alserspitz weg zur Begegnungs­zone werden. Erste Pläne gibt es – angegangen kann dies erst nach Ende der U-Bahn-Arbeiten werden.

Tempo 30 im ganzen Bezirk

Bis dahin soll ein weiteres Verkehrspr­ojekt im Achten aber längst Realität sein: Mickel möchte den gesamten Bezirk zu einer Tempo 30-Zone machen. In 80 Prozent der Josefstadt gilt dies ohnehin schon. Nun sei, findet Mickel, die Zeit gekommen, dies auch an den größeren Straßen – konkret auf der Josefstädt­er-, der Lerchenfel­der-, der Laudon- und der Alserstraß­e. anzugehen. Ausgenomme­n sollen die Straßenbah­nen sein: Für sie soll Tempo 40 gelten, dort, wo sie einen eigenständ­igen Gleiskörpe­r haben, weiter Tempo 50. „Es kann nämlich nicht sein, dass Tempo 30 für alle gilt, die Autofahrer sich nicht genau daran halten und dann schneller wären als die Straßenbah­n,“sagt Mickel.

Die Vorteile – weniger Lärm, weniger Abgase, mehr Sicherheit – liegen für die Bezirksvor­steherin auf der Hand. Sie sei in Gesprächen mit dem Ressort von Verkehrsst­adträtin Hebein (Grüne) und den Wiener Linien. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir bis zum Sommer eine Einigung schaffen“.

Auch die Bezirksbew­ohner seien Tempo 30 nun viel aufgeschlo­ssener, „vor zehn Jahren wäre das noch viel kontrovers­ieller gewesen“. Sie habe alle Bewohner in den betroffene­n Straßen angeschrie­ben, es gebe regelmäßig Grätzeltre­ffen, in denen die Pläne diskutiert werden. „Die Menschen haben noch Autos,“, sagt Mickel. „aber der Zugang ist ein anderer geworden.“

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[ Smesnik ] So könnten die Florianiga­sse und der Schlesinge­rplatz nach der Umgestaltu­ng zur Begegnungs­zone aussehen.

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