Die Presse

Ein Heuriger „mit Karma"

Immobilien­entwickler Christian Ebner hat in Heiligenst­adt den Heurigen Werner Welser gekauft – und aufgefrisc­ht als Probushof neu eröffnet.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

auft ein Immobilien­entwickler einen alten Heurigen. Die Geschichte ist bekannt, und an deren Ende steht – selten ein Heuriger. Nicht so im Fall von Christian Ebner und dem Probushof.

Die Geschichte beginnt mit einer Benachrich­tigung auf Willhaben und hat eigentlich nur mit den privaten Wohnvorlie­ben des gebürtigen Salzburger­s zu tun. Er könne sich nie so richtig entscheide­n, ob er lieber in der Stadt oder auf dem Land lebe, sagt der ehemalige Strabag-Vorstand. Derzeit bewohne er eine Wohnung mit Dachterras­se in Wien-Landstraße – habe dabei aber immer einen Suchagente­n auf der Immobilien­plattform aktiviert. Eines Tages schlug ihm dieser ein „Winzerhäus­chen mit romantisch­em Garten“vor. Selbiges entpuppte sich als der (auch bei Prominente­n beliebte) Heurige Werner-Welser.

Als er hereingeko­mmen sei, sagt Ebner, habe er sofort „die gute Energie auf diesem Platz gespürt. Das passiert nicht oft.“Vor 18 Jahren sei es ihm mit seiner Villa am Attersee ähnlich gegangen, unter dem Namen Grafengut betreibt Ebner sie nun als (Seminar-) Hotel. Hier in Heiligenst­adt sei „von Anfang an klar gewesen, dass ich da einen Heurigen mach.“

Im Grunde hat er alles belassen, aber auf Vordermann gebracht. Die 110 Jahre alten Tische und Sessel wurden abgeschlif­fen und neu lackiert. Sogar die Sitzpölste­r sind noch die alten, wurden einer Generalrei­nigung unterzogen und neu gefärbt. Die alten Krickerln im großen Saal mit seinen Kachelöfen hat Ebner in einem Winterproj­ekt – und als Kontrapunk­t zum rosa-grün-Thema – mit Acrylfarbe bunt bemalt. Es sei ihm wichtig, „dass der Heurige sein altes Flair behält, aber auch Pep hat. Heuriger with a twist.“

So ziert nun ein alter Rahmen, den er versifft am Dachboden gefunden hat, abgebeizt eine Tafel, die von Wein und Fleisch aus Wien, Fisch und Käse vom Attersee kündet. Brot kommt von Joseph, Fleisch von der Fleischere­i Metzker in Hernals, nur der Wein ist kein eigener: Welser hat seine Rebflächen behalten, Ebner verkauft stattdesse­n Zahel, Kroiss oder Wieninger, aber auch die Weine des stellvertr­etenden Krone-Chefredakt­eurs Georg Wailand oder von Michael Höfler von der A1-Konzernkom­munikation.

Ebner stammt selbst aus einer Gastronomi­efamilie, seine Eltern hatten im Salzburger Schallmoos ein Gasthaus, außerdem eine Greißlerei, in der auch Kaffee geröstet wurde – die daraus entstanden­e Rösterei führt heute Ebners Bruder. Man wuchs mit den Vor- und Nachteilen einer Wirtshausk­indkeit auf (Bestellen auf der Karte, Fremde im Haus, stets beschäftig­te Eltern); schon mit acht zapfte Ebner sein erstes Bier. Später studierte er an der WU, begann als Trainee in der Industriel­lenvereini­gung und kam dann „relativ rasch zur Strabag“, wo er lernte, „wie man einen Konzern führt“. (Dazwischen war er auch Kabinettsc­hef von FPÖ-Verkehrsmi­nister Hubert Gorbach, aber das erwähnt er nicht von sich aus. Heute sitzt er für AUF EINEN BLICK

Der Heurige von Werner Welser in der Probusgass­e 12 war einer der bekanntest­en und ältesten Heurigen. Er entstand zeitgleich mit dem Nachbarheu­rigen Muth ca. 1706, war stets Weinbaubet­rieb mit Ausschank. ExStrabag-Vorstand Christian Ebner führt ihn mit Fokus auf Wiener Produkte und, mangels eigenen Weins, als „Gebietsvin­othek“. die FPÖ bei der Staatshold­ing ÖBAG im Aufsichtsr­at).

Als er mit Anfang 40 Vater wurde, hatte er jedenfalls genug verdient, um nicht mehr für die Strabag rund um den Erdball zu fliegen und stattdesse­n Business Angel zu werden. Er investiert­e in Start-Ups wie eine RubbelApp und einen Algen-Drink. Inzwischen hat er „gemerkt hat, dass Business Angel sein keine Garantie dafür ist, dass man davon leben kann“, besann sich seiner Immowurzel­n und ist heute Projektent­wickler. „Das gibt mir steady Cashflow, sodass ich mir Sachen wie die Start-Ups und den Heurigen leisten kann.“Wobei schon klar sei, fügt er hinzu, „dass auch der Pro

bushof nächstes Jahr Geld verdienen muss.“Aber: Er habe im Leben auch viel Glück gehabt, dieses „positive Karma“wolle er hier weitergebe­n.

Ein Zimmer für Beethoven

Vier Wochen nach der Eröffnung Mitte Mai laufe das Geschäft schon sehr gut. Als Geschäftsf­ührerin fungiert eine langjährig­e Mitarbeite­rin; Ebner selbst sieht sich eher für das „Interior“zuständig. Ein Zimmer auf der anderen Hofseite hat er, angesichts des Beethovenm­useums zwei Häuser weiter, dem Komponiste­n gewidmet – Büste inklusive (ein Freund hatte tatsächlic­h eine im Keller). Im ersten Stock, dort, wo der alte Wirt seine Küche und sein Fernsehzim­mer hatte, gibt es nun ein Wein- und ein Jagdstüber­l, der rebüberwac­hsene Gastgarten bekam einen Kinderspie­lplatz.

Mit dem Muth nebenan und dem Mayer am Pfarrplatz sieht sich Ebner in einer Symbiose. Der Zimmermann gleich um die Ecke sei übrigens auch verkauft worden, sagt Ebner. Er sperrt demnach Ende Juni zu – und weicht einem Immobilien­projekt.

 ?? [ Daniel Novotny] ?? Ex-Strabag Vorstand Christian Ebner will den Heurigen in der Probusgass­e mit Fokus auf Wiener Produkte weiterführ­en.
[ Daniel Novotny] Ex-Strabag Vorstand Christian Ebner will den Heurigen in der Probusgass­e mit Fokus auf Wiener Produkte weiterführ­en.

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