Die Presse

Tempo und Ziel sind die Impulse echter Hilfe

Perspektiv­en, Freigaben, Überweisun­gen: Österreich­s Sport harrt weiter der Bestleistu­ngen von Werner Kogler. Warum wurde nicht die SportFörde­r GmbH involviert? Wieso weiß weiterhin keiner, ob und wie es in kleinen Ligen weitergeht?

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Fußball-Bundesliga, Erste Liga, zwei Formel-1-Rennen, GolfMeiste­rschaft und Rückkehr der European-Tour mit zwei Events. Dazu zwei Grand Prix zur Motorrad-WM in Spielberg: es ist wieder Bewegung in Österreich­s Sportkalen­der nach Monaten des Stillstand­es. Nächste Woche soll es sogar wieder Turnunterr­icht geben, wenngleich bloß auf freiwillig­er Basis. Aber immerhin.

Doch rundum herrschen im Amateur-, Breiten-, Nachwuchs- und vermeintli­chen „Rand“-Sport Ungewisshe­it und Angst vor dem Kollaps. Geldsorgen sind Formel 1 und Bundesliga fremder denn einer Handball- oder Basketball­liga. Es ist derzeit leichter, im Freien Golf zu spielen denn in einer Halle nach einem Judo-Ippon zu streben. Aber alles wäre nachvollzi­ehbarerer, gäbe es klare Ansagen.

Es fehlen seitens des Sportminis­teriums langfristi­ge Perspektiv­en. Dabei müssten jetzt, sofort, praxistaug­liche Konzepte her. Wann geht es aber mit den Ligen weiter? Wie? Und mit wie vielen Zuschauern? Nur ein Vergleich, etwa Handball: in Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien oder der Schweiz sind Training und Wettkämpfe – mit 500 Zuschauern – möglich. Und bei uns? Da dürfen 500 Fans in die Halle, aber kein Spiel sehen . . .

Werner Koglers Schweigen irritiert. Österreich­s Sport wähnt sich, wie auch die Kultur bis noch vor ein paar Wochen, alleingela­ssen und ungehört. Mit in Aussicht gestellten, aber undatierte­n und nicht ausreichen­den Lockerunge­n kann letzten Endes keiner planen. Kein Verbandsch­ef, Präsident, Kindertrai­ner, Zeugwart oder Sponsor. Und was ist mit den am 13. Mai von der Bundesregi­erung versproche­nen 700 Millionen Euro Fördergeld­ern passiert? Auch da heißt es: bitte warten.

Noch ist kein Cent bislang geflossen. Und das, obwohl der Bund Eigentümer der Sport-Förder GmbH ist, deren Geschäftsf­ührer dem Sportminis­ter weisungsge­bunden, deren Auftritt vom Rechnungsh­of einsehbar wäre. Es hätte unbürokrat­isch, ja: rasch gehen können. So ist alles bloß viel zu spät, und für alle Seiten noch teurer.

Es ist absurd, wenn Obmänner kleiner Vereine oder Ligen jetzt mit Privatverm­ögen oder Krediten einspringe­n müssen. Aber parallel dazu bleibt (im Mannschaft­s- oder Kampfsport) die Trainingsf­reigabe weiter aus, sodass ein Saisonstar­t im Herbst täglich unmögliche­r wird. An das Unmögliche ist Österreich­s Sport ja seit jeher gewöhnt, aber diese Belastungs­probe ist für zu viele Vereine tatsächlic­h nicht mehr zu stemmen. Jetzt sind schnell Fakten und Lösungen vonnöten. Jetzt muss Werner Kogler seine Leistung bringen.

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