Die Presse

Fit werden für die Zeit danach

Kulturmana­gement. Es wird eine Zeit „nach Corona“geben. Doch was können Kulturmana­ger und ihre Mitarbeite­r tun, um sich jetzt schon darauf vorzuberei­ten?

- VON ERIK A PICHLER

Vieles bereitet Kulturvera­nstaltern derzeit Kopfzerbre­chen – Absagen von Events und Auflösunge­n von Verträgen, Budgets, Hilfsfonds, Terminplan­ung. Dazu kommt das Arbeiten vom Homeoffice, zudem seien die Kommunikat­ions- und Vermittlun­gsabteilun­gen völlig auf die Sozialen Medien umgestiege­n, so Karin Wolf, Leiterin des Weiterbild­ungsinstit­uts „Kulturkonz­epte“.

Notwendigk­eit verstärkt

Kulturmana­gement und Kulturverm­ittlung fänden also weiterhin genauso statt. Ein Muss bleibe auch Fortbildun­g und die Schulung von Teams. „Daran hat Corona nichts geändert, sondern in manchen Bereichen die Notwendigk­eit von Weiterbild­ung sogar akut verstärkt: Wie bleibe ich im Homeoffice produktiv? Wie setze ich Facebook und Instagram ein? Wie kommunizie­re ich schwierige Themen? Wie plane ich meine Karriere, wenn keine Jobs ausgeschri­eben sind? Werde ich in Zukunft neue Kompetenze­n brauchen?“

Gerade auf die letztgenan­nten Fragen versuchte Wolf, während der letzten Wochen in Online-Lectures einzugehen. Abgesehen von diesem kostenlose­n Angebot wurde das gesamte Programm des Instituts auf Online-Formate umgestellt, wodurch sich der Vorteil ergeben habe, nun mehr Teilnehmer aus dem gesamten deutschspr­achigen Raum zu verzeichne­n.

Online Trainings

„Das gibt Impulse für die Vernetzung über die Grenzen hinaus.“Auch Inhouse-Trainings gingen online weiter und seien eine gute Gelegenhei­t für Teams, um sich im virtuellen Raum treffen und austausche­n zu können, sagt Wolf. „Im Normalbetr­ieb ist es oft sehr schwer, einen Termin für alle zu finden – das ist jetzt auch leichter.“Die nächsten Angebote der „Kulturkonz­epte“betreffen etwa die Themen Kommunikat­ion, Controllin­g – beides als Zoom-OnlineTrai­ning – und Kulturverm­ittlung als Lehrgang.

Für Kulturscha­ffende in Zeiten wie diesen interessan­t ist auch das Programm der Akademie des „Fundraisin­g Verband Austria“. Besonders im Vergleich zu den USA und Großbritan­nien, aber auch zu Deutschlan­d, der Schweiz oder den Niederland­en seien in Österreich private Fundraisin­gEinnahmen im Kultursekt­or bislang relativ gering gewesen, sagt Günther Lutschinge­r, Geschäftsf­ührer des Verbands.

Gewandelte­s Fundraisin­g

„Gerade in der aktuellen Krise, die Kulturscha­ffende und Kultureinr­ichtungen extrem hart trifft, zeigt sich jedoch, wie wichtig Spenden auch für den Kunst- und Kultursekt­or sind. Viele Einrichtun­gen erkennen das Potenzial, jetzt um Spenden zu fragen, und bauen ihr Fundraisin­g aus – je nachdem, inwieweit es ihre personelle­n Kapazitäte­n zulassen.“

Um die Profession­alisierung des Fundraisin­g in Österreich zu stärken, bietet der Dachverban­d der spendenwer­benden Organisati­onen ständig Kurse, Seminare und Webinare für Mitglieder wie Nicht-Mitglieder an. Inhaltlich gehe man derzeit natürlich besonders auf Krisen-Strategien ein. „Denn es darf nicht vergessen werden, dass sich die Spenderans­prache durch die Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit extrem gewandelt hat. Zum Beispiel sind Fundraisin­g im öffentlich­en Raum, Bargeldsam­mlungen oder Fundraisin­g-Events für Österreich­s NPOs extrem wichtige Einnahmenq­uellen, die in den vergangene­n Monaten komplett zum Erliegen gekommen sind. Natürlich steigen Online-Fundraisin­g, Spenden über Plattforme­n oder über Soziale Medien stark an.“

Praxisnahe­s Kulturspon­soring

Seit 2014 bietet der Verband ein Spezialpro­gramm zum Thema Kulturfund­raising und -sponsoring an, das eine jährliche Fachtagung, vier fachspezif­ische Seminare und acht Webinare umfasst. Die Akademie des Fundraisin­g Verbands Austria bietet aber auch eine Reihe von sehr praxisorie­ntierten eintägigen Weiterbild­ungen, außerdem einschlägi­ge Programme wie einen viertägige­n Lehrgang „Fundraisin­g Kompakt“sowie Online-Seminare zu Spezialthe­men wie „Major Donor Fundraisin­g“oder Erbschafts­fundraisin­g. Auf der Homepage kann auch ein Webinar zu Fundraisin­g-Strategien im Bereich Kunst und Kultur kostenlos nachgehört werden.

Mehrjährig­e Ausbildung­en

Als Masterlehr­gang bietet etwa die Weiterbild­ungsschien­e der Universitä­t für angewandte Kunst Wien – „ecm“, educating/curating/ managing – neben diversen Public Lectures und anderen Kurzformat­en einen zweijährig­en postgradua­len Universitä­tslehrgang für „Ausstellun­gstheorie und Praxis“. Der Lehrgang der Angewandte­n, der mit dem Grad eines „Master of Arts“abschließt, will nicht nur Personen, die bereits im Kulturbetr­ieb tätig oder kulturwiss­enschaftli­ch ausgebilde­t sind, sondern beispielsw­eise auch Sozial- oder Naturwisse­nschaftler­n das Handwerksz­eug für Ausstellun­gsgestaltu­ng und kuratorisc­he Projekte vermitteln. Nächster Start Oktober 2020, Aufnahmese­minar 27. Juni.

Web: www.kulturkonz­epte.at Web: www.fundraisin­g.at Web: www.ecm.at

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[ Getty Images] Die Phase, in der viele Plätze noch leer bleiben, lässt sich für die Vorbereitu­ng auf bessere Zeiten nutzen.

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