Die Presse

Lufthansa vor Entscheidu­ng

Staatshilf­e. Ob die Rettung der deutschen AUA-Mutter Lufthansa so abläuft wie geplant, entscheide­t sich im Laufe dieser Woche.

-

Wien. Kann sich die deutsche AUAMutterg­esellschaf­t Lufthansa mit milliarden­schweren Staatshilf­en aus der Coronakris­e befreien? Oder muss das beschlosse­ne Rettungspa­ket erneut verhandelt werden? Für die Lufthansa geht es diese Woche um alles – Insolvenz in Eigenverwa­ltung nicht ausgeschlo­ssen.

Dass die Lufthansa nach dem Verfall der Aktie ab Montag nicht mehr im DAX, der ersten deutschen Börsenliga gehandelt wird, ist da noch ihre geringste Sorge.

Mit der Corona-Pandemie ist der Luftverkeh­r weltweit eingebroch­en, nur ein kleiner Teil der Lufthansa-Flotte hebt derzeit zu Reiseziele­n ab. Schnell schwinden daher die Barreserve­n der größten deutschen Airline. Um den Konzern mit seinen 138.000 Beschäftig­ten zu retten, hat Deutschlan­d ein neun Mrd. Euro schweres Rettungspa­ket beschlosse­n. Dem müssen die Aktionäre auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung am kommenden Donnerstag noch zustimmen. Aber der Großaktion­är Heinz Hermann Thiele könnte sich querlegen.

Das Rettungspa­ket für Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s im Zuge einer Kapitalerh­öhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligun­g von 20 Prozent am Grundkapit­al der Airline aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von bis zu 5,7 Mrd. Euro sowie ein Kredit von bis zu drei Mrd. Euro geplant. Im Gegenzug muss Lufthansa 24 Start- und Landerecht­e an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.

Insolvenz nicht ausgeschlo­ssen

Das Ja der Aktionäre ist aber nicht sicher. Denn die Präsenz der Anteilseig­ner dürfte unter 50 Prozent liegen. In einem Schreiben an die Mitarbeite­r erklärte das Unternehme­n, dass sich nur Aktionäre, die 38 Prozent des Kapitals vertreten, angemeldet haben. Liegt der Wert unter 50 Prozent, ist eine Zweidritte­lmehrheit notwendig. Sonst würde eine einfache Mehrheit reichen.

Sollten die Anteilseig­ner am Donnerstag nicht zustimmen, würde dies heißen, „dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherw­eise zeitnah zur Hauptversa­mmlung ein insolvenzr­echtliches Schutzschi­rmverfahre­n beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzügli­ch zu einer anderen Lösung kommt“, warnte die Fluggesell­schaft. Auch eine Insolvenz in Eigenverwa­ltung schloss sie nicht aus.

Die entscheide­nde Rolle bei der Hauptversa­mmlung liegt beim Unternehme­r Heinz Hermann Thiele. Der 79-Jährige hat zuletzt seinen Lufthansa-Anteil auf mehr als 15 Prozent aufgestock­t. Die Airline fürchtet, dass er den Rettungspl­an blockieren könnte. Thiele hat das Paket kritisiert, vor allem den geplanten Einstieg des Bundes. „Ich bin der festen Überzeugun­g, dass der Staat nicht der beste Unternehme­r ist“, so Thiele und kritisiert­e, dass die Lufthansa nicht die mit dem Bund behandelte­n Alternativ­en benannt habe – die müssten auf den Tisch gelegt werden.

Verhandlun­gen geplant

Insidern zufolge soll es zu Krisentref­fen mit Vertretern der deutschen Bundesregi­erung kommen. Dazu werde Thiele am Montagvorm­ittag im Finanzmini­sterium erwartet, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Vorgesehen sei auch die Teilnahme des deutschen Wirtschaft­sministers Peter Altmaier. Zuvor hatte eine deutsche Zeitung berichtet, dass Finanzmini­ster Olaf Scholz Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Großaktion­är Thiele zu einem gemeinsame­n Gespräch ins Finanzmini­sterium eingeladen habe. (APA)

 ?? [ AFP ] ?? Die bereits ausverhand­elte, staatliche Rettung der AUA-Mutter Lufthansa könnte noch bei der Hauptversa­mmlung scheitern.
[ AFP ] Die bereits ausverhand­elte, staatliche Rettung der AUA-Mutter Lufthansa könnte noch bei der Hauptversa­mmlung scheitern.

Newspapers in German

Newspapers from Austria