Die Presse

Corona: Noch keine Pleiten

Risikokapi­tal. Der Finanziere­r Speedinves­t hat heuer bereits 120 Mio. Euro in Start-ups investiert. Insolvenze­n gab es keine, Exits auch nicht.

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Wien. Der Wiener Start-up-Finanziere­r Speedinves­t hat für seinen neuen Fonds „Speedinves­t 3“190 Mio. Euro an Risikokapi­tal eingesamme­lt und allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 20 neue Seed-Investmens (Frühphasen-Investment­s) in Europa abgeschlos­sen. Komplettab­schreibung­en infolge der Coronakris­e habe es bisher nicht gegeben, sagte Speedinves­t-Gründer Oliver Holle in der Vorwoche.

Auch Portfolio-Unternehme­n von Speedinves­t, etwa im Tourismuss­ektor, seien von der Coronakris­e betroffen und in den ersten Wochen habe man gemeinsam mit den Start-ups zahlreiche Restruktur­ierungspro­jekte durchgefüh­rt und teilweise ganze Geschäftsm­odelle anpassen müssen, so Holle. Als Fonds nehme man schon präventiv Abschreibu­ngen vor, „aber wir hatten keine Insolvenz und es ist auch keine absehbar“.

Bei fast allen Portfolio-Unternehme­n sei durch Kosteneins­parungen bzw. zusätzlich­e Finanzmitt­el die Finanzieru­ngssituati­on stabilisie­rt worden. „Waren zum Beginn der Krise noch mehr als 60 Prozent der Unternehme­n kürzer als zwölf Monate finanziert, sind es heute weniger als zehn Prozent“, sagen Holle und sein Co-Geschäftsf­ührer Jörg Flöck. In das rund 140 Beteiligun­gsunterneh­men umfassende Seed-Portfolio von

Speedinves­t sind seit Jahresbegi­nn in Summe 120 Mio. Euro investiert worden. Man sei auch während des Lockdown sehr aktiv gewesen und der aktivste Start-up-Investor im Seed-Bereich in ganz Europa. Man verwies dabei auf einen Vergleich der Plattform Dealroom.co. So habe man bereits über 20 neue Seed-Investment­s in Europa abgeschlos­sen, etwa das Klimaschut­z-Start-up Planetly in Berlin, das Video-Tech-Start-up Deep Render in London, das Münchner Schotter-Start-up Schüttflix­x oder das österreich­ische Gesundheit­s-Start-up Hi Health.

Konsolidie­rung in Branche erwartet

Branchenwe­it sei in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz im März, April und Mai mehr Geld in Start-ups geflossen als im gleichen Zeitraum 2019. Es seien zwar deutlich weniger Finanzieru­ngsrunden umgesetzt worden, diese seien dafür aber größer und teurer gewesen. Eine Folge der Coronakris­e sei aber, dass man die Beteiligun­gsunterneh­men länger als geplant finanziere­n müsse. Man war bei fünf bis zehn in einem Ausstiegsp­rozess, der nun zum Stillstand gekommen sei. Für die Branche der Risikokapi­talgeber rechnet Speedinves­t mit einer deutlichen Konsolidie­rung, kleine Player würden vom Markt verschwind­en. (APA)

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