Der Trend geht nach oben
Zertifikate. In Europa dürfte das Schlimmste ausgestanden sein, meint Aberdeen Standard Investments. Die Erholung dürfte holprig sein.
Wien. Es ist bislang eine Erholung mit zwei Geschwindigkeiten, zumindest an den globalen Finanzmärkten. Seit dem Corona-Crash haben die US-Indizes wieder besonders kräftig zugelegt, die Nasdaq hat sogar ihren alten Höchststand übertroffen. Da hinken in Europa viele Indizes wie der Euro Stoxx 50 noch hinten nach. Klare Ausnahme ist der DAX, der seit Mitte März ebenfalls zügig nach oben schnellt.
Doch die Rallye wurde vor allem von etablierten Technologieaktien angeführt, und sie sind zu einem Großteil nun einmal in den USA gelistet. Zumindest aber notiert ein guter Teil der erfolgreichen Pharmaaktien auch in Europa. Diese sind seit Ausbruch der Pandemie ebenfalls ins Rampenlicht der Anleger gerückt.
Ben Ritchie, Leiter europäische Aktien bei Aberdeen Standard Investments, sieht aber auch erste Lichtblicke diesseits des Atlantiks in Bezug auf die Pandemie. Nach den schlimmen Tagen im Februar sehe man nunmehr eine allmähliche Stabilisierung der Neuinfektions- und Todeszahlen. Viele Maßnahmen sind inzwischen wieder aufgehoben worden. Und damit hält auch der wirtschaftliche Alltag allmählich wieder Einzug.
Dämpfer für Gewinne
Damit bleibt noch die Frage, wie schlimm die Folgen der Coronakrise sein werden. Ritchie wirft einen Blick auf die mögliche Entwicklung bei den Firmengewinnen. Da mit der Schließung nahezu aller Unternehmen ein Großteil der Umsätze weggebrochen sei, werde die Entwicklung auch den
Gewinnen einen kräftigen Dämpfer verpassen, meint der Aberdeen-Experte. Dabei sei in einem gemäßigten Szenario ein Gewinnrückgang von rund zwanzig Prozent in diesem Jahr realistisch. Sollte es schlimmer werden, seien allerdings Gewinneinbußen von rund 70 bis 80 Prozent zu befürchten. „Angesichts der aktuellen Situation halten wir einen Gewinneinbruch von 50 Prozent für realistisch“, wiegelt Ritchie vorsichtig ab. Natürlich hängt dies zu einem guten Teil von einzelnen Branchen ab. Vor allem die Flug- und Reisebranche ist schließlich hart getroffen worden.
Ritchie glaubt jedenfalls, dass Marktteilnehmer für die meisten Sektoren und Unternehmen nicht länger mit einem Worst-Case-Szenario rechnen, wenn auch in nächster Zeit trotzdem mit größeren Schwankungen an den Börsen gerechnet werden müsse.
Doch selbst in einem wankelmütigen Umfeld gibt es interessante Chancen in Europa, die man etwa mit einem Discount-Zertifikat nutzen kann. Mit diesem Produkt kauft man sich günstiger in einen Basiswert ein, als dieser an der
Börse kostet. Das kann eine Aktie, aber auch ein Index sein. Dafür profitiert man von möglichen Kursanstiegen des Basiswertes nur begrenzt, bis zu einem fixen Cap. Nach unten hin hat man dafür einen Verlustpuffer, und zwar in Höhe des Diskonts, zu dem man den Basiswert günstiger erworben hat. Erst wenn der Kurs des Basiswertes derart kräftig sinkt, dass der sogenannte Break-Even-Punkt unterschritten wird, erleidet man auch mit dem Zertifikat einen Verlust. Denn dann ist der Vorteil des Diskonts voll aufgebraucht.
Index darf nicht zu tief fallen
Ein solches Zertifikat bietet beispielsweise die BNP Paribas auf den Euro Stoxx 50 an (DE000PP7NG84). Der Cap liegt bei 3400 Punkten, der aktuelle Break-Even-Kurs bei 3083,49 Punkten. Letzter Handelstag ist am 18. Dezember 2020. Auf den DAX bietet etwa die UniCredit ein Discount-Zertifikat an (DE000HZ15Y64). Hier liegt der Cap bei 13.300 Punkten, der aktuelle Break-Even-Kurs bei 11.850,00 Punkten. Letzter Handelstag ist auch hier am 18. Dezember 2020.