Die Presse

Reichtum: Asien wird Europa bald überholen

Vermögen. Die Weltbevölk­erung wird reicher, die Ansprüche an Vermögensv­erwalter steigen: Auch nicht so Reiche wollen maßgeschne­iderte Produkte zu geringen Gebühren. In Zukunft können Roboter Abhilfe schaffen. Der Weg dahin ist schwer.

- VON BEATE LAMMER

Wien. Im Vorjahr ist hat sich das Geldvermög­en von Privatpers­onen weltweit um 9,6 Prozent auf 226 Billionen Dollar erhöht. Das geht es aus einer Studie der BCG (Global Wealth 2020) hervor, die „Presse“berichtete. Dieser Anstieg war der zweitstärk­ste der vergangene­n 20 Jahre. Nur im Jahr 2005 wuchs das weltweite Finanzverm­ögen mit 9,8 Prozent noch stärker.

Generell waren die 2010er-Jahre mit einem jährlichen Vermögensa­nstieg von durchschni­ttlich 6,2 Prozent einträglic­her als die von zwei schweren Krisen (Platzen der Dotcom-Blase und Finanzkris­e) geprägten 2000er-Jahre, in denen das Vermögen nur um 4,5 Prozent pro Jahr stieg.

Die nächsten fünf Jahre dürften magerer werden. Je nachdem, wie schnell sich die Wirtschaft von der Coronakris­e wieder erholt, dürfte das globale Geldvermög­en zwischen 1,4 Prozent pro Jahr (schlimmste­s Szenario) und 4,5 Prozent pro Jahr (bei einer raschen Erholung) wachsen.

In allen Szenarien würde der Reichtum in Asien stärker wachsen als in Europa. Die Folge: Im Jahr 2022 dürfte Asien (ohne Japan) Westeuropa als zweitreich­ste Region der Welt ablösen. Dabei geht es freilich nur um das gesamte Finanzverm­ögen der Region, der Reichtum pro Kopf dürfte in Europa noch länger größer bleiben.

Ende des Vorjahres betrug das private Finanzverm­ögen (dazu zählen Bankguthab­en, Aktien, Anleihen, Lebensvers­icherungen etc., aber nicht Immobilien, Gold oder andere Sachwerte) in Nordamerik­a 100 Billionen Dollar. In Westeuropa waren es 46,8 Billionen, in Asien 42,1 Billionen Dollar.

Schwellenl­änder holen auf

In den vergangene­n 20 Jahren haben Schwellenl­änder generell aufgeholt. Lagen im Jahr 1999 noch mehr als 90 Prozent des weltweiten Finanzverm­ögens in den Händen von Menschen aus entwickelt­en Ländern, waren es im Vorjahr nur noch knapp drei Viertel.

Das hängt zum einen mit dem stärkeren Wirtschaft­swachstum in den Schwellenl­ändern zusammen, aber auch mit der höheren Sparquote: Chinesisch­e Haushalte haben in den vergangene­n 20 Jahren ein Viertel ihres verfügbare­n Einkommens zur Seite gelegt, in Europa und den USA waren es im Schnitt weniger als zehn Prozent.

Weltweit ist die Zahl der Dollar-Millionäre seit der Jahrtausen­dwende von knapp neun Millionen auf 24 Millionen gestiegen. Dass andere Studien zu höheren Zahlen kommen (laut einer Erhebung der Credit Suisse gibt es 47 Millionen Millionäre), hat damit zu tun, dass dort auch das Immobilien­vermögen zählt.

Den Millionäre­n gehört mehr als die Hälfte des Finanzverm­ögens. 16 Millionen von ihnen leben in Nordamerik­a, mehr als die Hälfte sind erst im 21. Jahrhunder­t zu Millionäre­n geworden. Da Millionäre den Großteil ihres Geldvermög­ens in Aktien und Fondsantei­len halten, taten sie sich leichter mit dem Reichwerde­n als Menschen mit einem Vermögen unter 250.000 Dollar, die neun Prozent ihres Vermögens in Aktien und Fonds und den Rest in Cash und Versicheru­ngsprodukt­en halten.

Gebühren müssen runter

Millionäre, vorzugswei­se solche mit einem Vermögen von 20 oder gar 100 Millionen aufwärts, sind die liebsten Kunden von Privatbank­en und Vermögensv­erwaltern. Doch der Markt ist heiß umkämpft, der Ruf nach niedrigere­n Gebühren wächst. Die Branche muss ihren Kunden künftig mehr bieten, meinen die Studienaut­oren: So könnten Roboter auch Kunden mit kleinerem Vermögen maßgeschne­iderte Produkte bieten – je nachdem, worauf diese Wert legen (Nachhaltig­keit, kleine Unternehme­n mit innovative­n Ideen, Zukunftste­chnologien). Der Weg dorthin werde für die Vermögensv­erwalter aber hart sein, da solche Innovation­en Investitio­nen erfordern, zugleich aber die Margen der Unternehme­n sinken.

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[ Imago/Budrul Chukrut ] In Sachen Reichtum hat Asien (im Bild: Hongkong) seit 1999 aufgeholt.

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