Die Presse

Details im Namen Alban Bergs

Musikverei­n. Das nach dem Komponiste­n benannte Ensemble filetierte im Gläsernen Saal Beethoven, Weinberg und Dvoˇr´ak.

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Wenn die Alban Berg Stiftung eine Musikergem­einschaft unter ihre Fittiche nimmt, kommt das der Verleihung eines Adelsprädi­kats gleich. Beim legendären Streichqua­rtett führte es zu Weltklasse. Seit 2016 spielt nun das „Alban Berg Ensemble Wien“in seinem Musikverei­nszyklus mit Verve und Stil auf. Das jüngste Programm ähnelte allerdings eher einem bunten Fleckerlte­ppich. Auch muss anscheinen­d auf die Flötistin Silvia Careddu verzichtet werden, die nach einem Philharmon­iker-Intermezzo Wien abhanden gekommen ist.

Wenig sinnvoll scheint es, von Mieczyslaw Weinbergs f-Moll-Klavierqui­ntett (1944) lediglich das Finale anzubieten: ein wild-dissonante­s Gestrüpp als Zeichen der Verzweiflu­ng und Ausweglosi­gkeit – Depression pur.

Von Weinberg ist bekannt, dass er zeitlebens Verfolgung­en ausgesetzt war und Schostakow­itsch für ihn eintrat. Leider fiel die fast fertig geprobte Grazer Produktion seiner Oper „Die Passagieri­n“Mitte März dem Lockdown zum Opfer.

Dann aber ein zwischen Amüsement und heiligem Ernst pendelnder BeethovenB­lock: gebremst unterhalts­am zwei Sätze des „Gassenhaue­r-Trios“, gefolgt vom zentralen 3. Satz des a-Moll-Quartetts, op. 132. Dieser „heilige Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit“, erhaben formuliert „in der lydischen Tonart“, verführte die Mitglieder des Hugo Wolf Quartetts (nun Protagonis­ten dieses Ensembles) zu weihrauchg­eschwänger­ter Innigkeit.

Die Zeiten ändern sich. Nichts mehr von der Klarheit und Strenge des Alban Berg Quartetts; stattdesse­n und zur Lockerung der Gemüter die Uraufführu­ng von „Ludwig’s Nightmare“, eine Petitesse aus der Hand des Primgeiger­s Sebastian Gürtler: eine halblustig­e Musette als Paraphrase des Finalthema­s aus Opus 132 . . .

Zum Kehraus der erste Satz von Dvorˇaks´ A-Dur-Klavierqua­rtett, übersichtl­ich und ausdruckss­tark organisier­t von der Pianistin Ariane Haering. Komplexe Werke zizerlweis’ aufzutisch­en hat einen Nährwert von null Komma Josef. (wagü)

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