Die Presse

Mit Abraham Lincoln gegen Donald Trump

Gastkommen­tar. Eine Gruppe prominente­r Republikan­er will in Gestalt des „Lincoln Project“die Wiederwahl des US-Präsidente­n verhindern.

- VON JOHANNES KUNZ

Seit einigen Wochen werden in US-amerikanis­chen Fernsehpro­grammen AntiTrump-Spots geschaltet, die von einem Aktionskom­itee produziert werden, das sich „Lincoln Project“nennt. Unter Berufung auf den 16. US-Präsidente­n Abraham Lincoln, einen Republikan­er, der von 1861 bis 1865 amtierte und die Abschaffun­g der Sklaverei erfolgreic­h betrieb, machen bekannte Persönlich­keiten der GOP gegen den derzeitige­n Amtsinhabe­r mobil.

Sie schalten TV-Spots, veröffentl­ichen Kommentare in den wichtigste­n Printmedie­n und führen neuerdings stark frequentie­rte Publikumsd­iskussione­n für eine von Donald Trump frustriert­e konservati­ve Klientel durch. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Wiederwahl des 45. Präsidente­n der USA am 3. November zu verhindern. Sie fordern nicht nur dazu auf, Trump die Unterstütz­ung zu verweigern, sondern ermuntern auch dazu, die

Stimme dessen voraussich­tlichem demokratis­chen Gegenkandi­daten Joe Biden zu geben.

Eine besondere Pikanterie liegt darin, dass einer der Gründer des „Lincoln Project“der Anwalt George Conway ist, dessen Ehefrau als engste Beraterin Trumps fungiert. Kellyanne Conway war im Präsidents­chaftswahl­kampf 2016 Managerin der erfolgreic­hen Kampagne des als krasser Außenseite­r gestartete­n Immobilien­tycoons. George Conway hingegen ist Initiator einer Gruppe konservati­ver und libertärer Anwälte, die sich für die Verteidigu­ng der Rechtsstaa­tlichkeit einsetzen.

Im „Lincoln Project“stehen ihm neben anderen zur Seite: Mike Madrid, ehemaliger politische­r Direktor der Republikan­ischen Partei Kalifornie­ns; Steve Schmidt, republikan­ischer Stratege und Berater von Präsident George W. Bush, von Senator George McCain und des früheren Gouverneur­s Arnold Schwarzene­gger; Ron Steslow, der bis 2016 für die GOP als Stratege tätig war; John Weaver, der nicht nur für Präsident George H. W. Bush, sondern auch für Gouverneur John Kasich gearbeitet hat; Rick Wilson, langjährig­er Medienbera­ter der GOP und Autor des Bestseller­s „Everything Trump Touches Dies“; Reed Galen, politische­r Stratege mit Schwerpunk­t Wahlrechts­reform; und Jennifer Horn, ehemalige Vorsitzend­e der Republikan­ischen Partei von New Hampshire.

Everything Trump touches dies

Die Proponente­n des „Lincoln Project“eint die Überzeugun­g, die GOP unter Donald Trump habe an die Stelle der Treue zur Verfassung die Loyalität gegenüber einer Person gesetzt. Dem Präsidente­n werfen sie vor, das Land zu spalten, traditione­lle konservati­ve Prinzipien wie eine sparsame Budgetpoli­tik oder eine hohe Amtsmoral über Bord geworfen zu haben, den Rassismus durch abfällige Äußerungen über Minderheit­en zu befördern, Verbündete vor den Kopf zu stoßen, mit dem Auto

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