Suche nach Wirecard-Maulwurf
che Leute kennenzulernen. Verständlich, war Marsalek doch Vorstand eines großen Konzerns“, sagt Gudenus. Strache erklärt gegenüber der „Presse“, er könne sich weder an Marsalek noch an das Treffen erinnern. Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hat einen Besuch des untergetauchten Wirecard-Managers während seiner Amtszeit bestätigt. Marsalek habe im Sommer 2018 in Anwesenheit von Beamten des Hauses einen Vorschlag im Bereich des Asylwesens präsentiert, sagte Kickl zur APA. Konkret sei es um die Bekämpfung illegaler Einwanderung gegangen. Kickl war laut eigener Angabe nicht anwesend.
Dass Marsalek der Partei monetäre oder anderweitige Unterstützung zugesagt habe, stellt Gudenus allerdings in Abrede. „Wirecard-Vorstand Braun hat an ÖVP und Neos große Beträge gespendet. Wir erhielten bloß Infos vom anderen Vorstand. Jeder soll sich sein eigenes Bild machen“, sagt Gudenus im Gespräch mit der „Presse“.
Viele Informationen waren Humbug
Marsalek erweckte mit seinen Informationen den Eindruck, die ÖVP sammle Material gegen ihren Koalitionspartner FPÖ. Darauf deuten Chats zwischen Gudenus und einem Mittelsmann von Marsalek hin. Der Mittelsmann legte eine konkrete BVT-Aktenzahl vor – die FPÖ glaubte später, dass in diesem Akt Dossiers über sie gesammelt wurden. In Chat-Protokollen, die im Zuge der Ibiza-Affäre bei Gudenus sichergestellt wurden, wurde darüber spekuliert, dass die ÖVP absichtlich vor der Landtagswahl in Niederösterreich ein den Nationalsozialismus verherrlichendes Liederbuch über Medien veröffentlicht habe. FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer musste deswegen zurücktreten. Die FPÖ verlor massiv an Stimmen.
Wegen Marsaleks Informationen hat die FPÖ wohl durchaus den Eindruck gewonnen, dass der Regierungspartner ÖVP insgeheim gegen sie arbeite. Dieses Misstrauen mündete schließlich in einer engen Kooperation zwischen dem Kabinett von Ex-Innenminister Kickl und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Diese gipfelte wiederum in einer Hausdurchsuchung im BVT und einem internationalen Skandal.
Eineinhalb Jahre später schrillen im Innenministerium wieder die Alarmglocken. Hatte nicht nur Marsalek, sondern auch der russische Geheimdienst Einblick ins BVT?