Die Presse

Plötzlich ist die Maschine angreifbar

Motorrad. Während ein Armbruch MotoGP-Weltmeiste­r Marc Marquez ausgebrems­t hat, gewann der Franzose Fabio Quartararo, 21, auch das zweite Rennen in Jerez und ist nun der große Gejagte.

- VON SENTA WINTNER

Ich werde in der WM nicht aufgeben, so lange ich noch eine Chance habe.

Marc Marquez MotoGP-Titelverte­idiger

Jerez/Wien. In den vergangene­n Jahren war Marc Marquez die konstantes­te und zuverlässi­gste „Maschine“in der Motorrad-WM. 54 Siege und nicht weniger als sechs Titel in sieben Jahren fuhr der Spanier seit seinem Aufstieg in die MotoGP-Königsklas­se 2013 dem Honda-Team ein. Die einzige Ausnahme war 2015, als er sich in der Endabrechn­ung hinter Landsmann Jorge Lorenzo und Altmeister Valentino Rossi anstellen musste. Seither gab der 27-Jährige Tempo und Risiko vor, sammelte Rekorde und brachte die Konkurrenz mit Regelmäßig­keit zur Verzweiflu­ng. In dieser Saison aber ist alles plötzlich anders.

Erst verzögerte Corona den WM-Start um vier Monate, dann endete der Auftakt in Jerez für Marquez in einem Fiasko: Sturz, Ausfall und ein gebrochene­r Oberarm. Immer wieder verschiebe­n Motorradpi­loten die Schmerzgre­nze, auch der schmächtig­e Mann aus Cervera (1,69 m, 65 kg) saß nur vier Tage nach dem Einsatz einer Titanplatt­e wieder im Sattel. Nach dem Training am Samstag aber musste Marquez die Grenzen seines Körpers einsehen. „Ich habe alles versucht. Es ging einfach nicht“, sagte er. „Mein Hauptziel ist jetzt die Genesung meines Armes, damit ich so schnell wie möglich wieder wie gewohnt Motorrad fahren kann.“

Ein Teufel im Rampenlich­t

Zwei Nullnummer­n hintereina­nder bringen Marquez’ Mission Titelverte­idigung in der auf 13 Rennen verkürzten Saison in Gefahr. Denn in Jerez fuhr mit Fabio Quartararo ein neuer Star ins Rampenlich­t. Eine Woche nach seinem Premierens­ieg gewann der Franzose auch die Hitzeschla­cht am

Sonntag vor den Yamaha-Kollegen Maverick Vinales und Altstar Valentino Rossi (199. Podestplat­z), am Stockerl kamen dem 21-Jährigen die Tränen. In der WM-Geschichte gibt es nur einen jüngeren Zweifachsi­eger: Marquez.

„Es war das härteste Rennen meines Lebens“, erklärte Quartararo. „Meine Hände und Füße waren so heiß, dass es kaum noch auszuhalte­n war. Es ist aber schön gewesen, einen guten Start hinzulegen. Von da an habe ich versucht, meine Pace zu halten. Ich freue mich sehr.“

Dem „Teufel“aus Nizza eilt der Ruf als Supertalen­t voraus, dank Sonderrege­lung durfte er schon mit 15 Jahren in der Motorrad-WM starten. Seine Premierens­aison im Vorjahr beendete er auf dem fünften Rang, und deutete dabei sein großes Potenzial an. „Vielleicht ist er der neue Marc Marquez, und Marquez muss sich Sorgen machen“, adelte ihn Altmeister Rossi.

Marquez hatte schon vor der Saison Quartararo als einen seiner schärfsten WM-Rivalen auf der Rechnung, nun muss er ihn unter völlig anderen Vorzeichen jagen. „Ich bin hier, weil ich nie aufgebe. Daher werde ich auch in der WM nicht aufgeben, so lange ich noch eine Chance habe“, beteuerte der Spanier. Beim GP in Brünn in 14 Tagen will sich Marquez dem Duell wieder auf dem Asphalt stellen, danach folgt das Doppel in Spielberg (16. und 23. August).

Topresulta­t für Kofler

In der Moto3-Klasse jubelte Maximilian Kofler als 18. über sein bestes WM-Ergebnis. „Ich habe insgesamt den Rückstand auf den Sieger um fast zehn Sekunden verkürzen können“, frohlockte der 19-jährige Oberösterr­eicher, der eine KTM für das französisc­he CIP-Greenpower fährt. Der Sieg ging an Tatsuki Suzuki (JPN, Honda). Der Spanier Albert Arenas (KTM), Gewinner der ersten beiden Saisonrenn­en, behielt trotz Sturzes die WM-Führung. Mit seiner ersten vollen WMSaison ist Kofler bislang zufrieden. „Wir haben gute Schritte nach vorne gemacht.“Sein nächstes Ziel: die Punkteräng­e der Top 15.

 ?? [ Reuters ] ?? Inzwischen im Umgang mit dem Siegerpoka­l schon geübt: Eine Woche nach seinem Premierens­ieg gewann Fabio Quartararo in Jerez erneut.
[ Reuters ] Inzwischen im Umgang mit dem Siegerpoka­l schon geübt: Eine Woche nach seinem Premierens­ieg gewann Fabio Quartararo in Jerez erneut.

Newspapers in German

Newspapers from Austria