Wie die neue Konsumlust Anleger anlockt
Trendwende. Das Ende des strengen Lockdowns kommt einigen Unternehmen aus dem globalen Konsumsektor besonders zugute. Experten erklären, wo Anleger derzeit fündig werden.
Wien. Mit einem derart fulminanten Freudenfest hatten britische Behörden nicht gerechnet: Als vor einigen Wochen der strenge Lockdown in der Region aufgehoben wurde, suchten tausende feierlustige Engländer ihre Pubs auf. Auch anderswo werden soziale Aktivitäten vermehrt aufgenommen, wenn auch teils unter strengen Auflagen. Allein in Österreich müssen seit Freitag unter anderem in den heimischen Supermärkten, Banken und Postfilialen wieder Masken getragen werden.
Der Weg zurück zum Alltag und in das Freizeitleben ist damit durchaus steinig, doch wird er von immer mehr Menschen beschritten. Das gefällt auch Aneta Wynimko. Sie ist Portfoliomanagerin des Fidelity Global Consumer Industries Fund und setzt selektiv auf Unternehmen, die von den aktuellen Konsumtrends profitieren. Und trotz Corona-Einschränkungen gibt es zahlreiche Chancen.
Wynimko verweist etwa auf die steigenden Besucherzahlen in Lokalen und Bars. „Mit dem Ende des strengen Lockdowns gehen immer mehr Menschen wieder fort und achten auf ihr Äußeres.“Wynimko zählt deshalb Kosmetikhersteller zu den klaren Profiteuren dieser Entwicklung. Nicht von ungefähr ist der französische Kosmetikriese L’Oreal´ eine der größten Fondspositionen.
Spirituosen und anderer Luxus
Doch das ist nicht der einzige Bereich, der davon profitiert. Die Fidelity-Expertin erwartet auch, dass mit der Wiederöffnung vieler Bars und Restaurants wieder vermehrt hochpreisige Spirituosen verkauft werden. Solche stellt der französische Luxuskonzern LVMH etwa unter der Marke Hennessy her. Auch teure Champagnermarken wie Moet¨ & Chandon gehören zu dem Haus, das überdies für Luxusbekleidung bekannt ist. Überhaupt räumt die Fidelity-Expertin dem Luxussegment reichlich Potenzial ein, zumal die Kauflust der Chinesen wieder zurückkehrt. Sie decken sich besonders gern mit noblen Marken ein.
Von einigen der genannten Bereiche profitiert auch die Schweizer Nestle,´ die ebenfalls Teil des Fidelity-Portfolios ist. „Die Konzernpalette reicht von Lebensmitteln hin zu Hautpflegeprodukten sowie Tiernahrung“, sagt Wynimko.
Doch die Coronapandemie hat den Konsumsektor auch auf eine weitere Art und Weise beeinflusst, was ebenso Chancen bietet. „Der Ausbruch hat mehrere strukturelle Trends verstärkt, die schon vor der Krise in Gang waren“, sagt Ido Cohen, Ko-Fondsmanager des Invesco Global Consumer Trends Fund. So hätten etwa Kontaktbeschränkungen die Nutzung sozialer Medien und den Einkauf über das Internet weiter angekurbelt. Verständlich, dass die Aktien des USOnlinehändlers Amazon derzeit die größte Position im InvescoFonds ausmachen – wie auch im Fidelity-Fonds und im BNP Paribas Consumer Innovators Fund.
Videospiele und Kaffee
Cohen gefällt aber auch die zunehmende Nutzung von Videospielen. Der Trend wurde während des
Lockdowns noch verstärkt, wie er sagt. Er verweist aber auch auf die bessere Grafikleistung z. B. auf Handys, sodass sich Videospiele inzwischen auch darauf verbreiten. Der Trend kommt jedenfalls einigen Branchenfirmen zugute. Bei Invesco zählen etwa die Aktien des Computer- und Videospielekonzerns Activision Blizzard sowie der japanische Spiele- und Konsolehersteller Nintendo zu den größten Positionen. Auch der japanische Hersteller Sony mischt mit seinen Playstation-Spielkonsolen in dem Bereich kräftig mit. Und ist deshalb Teil des BNP-Paribas-Fonds, in dem auch auf die US-Kaffeehauskette Starbucks sowie den japanischen Bekleidungsriesen Fast Retailing gesetzt wird. Letzterer Konzern ist mit seiner Tochterfirma Uniqlo in China erfolgreich unterwegs.
Einzig, auch wenn viele Freizeitaktivitäten und damit auch der Konsum wieder zunehmen, sollten Anleger beachten, dass ein erneuter Pandemieausbruch dem Sektor einen teils kräftigen Dämpfer verpassen würde.