Die Presse

Peter Green warf LSD wie andere Smarties

Gitarrist Peter Green ist tot. Der Gründer von Fleetwood Mac war der tragische Held des britischen Blues.

- VON SAMIR H. KÖCK

Ein bisserl traurig war es schon, den einst genialen Gitarriste­n Peter Green um 2000 herum in der Splinter Group zu beobachten. Seine Soli spielte Nigel Watson, ein Brauereiar­beiter aus Putney. Green war so devastiert, dass er sich keine Gitarre mehr umhängte. Dass er sich überhaupt Songtexte merken konnte, grenzte an ein Wunder. Im „Presse“-Interview wurde er auf die Frage, wie er es denn fand, dass ihm der W. C. Handy Award verliehen wurde, sogar aggressiv. „Warum sagst du zu meinem Hero Häusl?“, entgegnete er allen Ernstes. Egal, Nigel Watson, der ihm auch bei Interviews assistiert­e, kalmierte. Zu lang hatte der 1946 in Bethnal Green geborene Songwriter und Gitarrist LSD geschluckt wie andere Smarties. Zweimal kam er deshalb in die Psychiatri­e.

Nein, pfleglich ist dieser ehemalige Schlachter­gehilfe mit seinem Talent nicht umgegangen. Wie Eric Clapton und Mick Taylor absolviert­e auch er seine Lehrjahre in John Mayalls Band Bluesbreak­ers. Green, der Talentiert­este der drei, gründete 1967 mit Musikern, die er von Mayall kannte, die Band Fleetwood Mac. Die Hits prasselten nur so. Greens Art, den Blues zu zelebriere­n, hörte sich so intensiv an, als käme er aus den amerikanis­chen Südstaaten. Sein Gitarrensp­iel fuhr unmittelba­r ins Gebein. Emotion war ihm wichtig, nicht Virtuosent­um.

Den Erfolg vertrug Green nicht

Wo sich Clapton mit Epigonalem zufriedeng­ab, suchte Green nach neuen Ausdrucksm­öglichkeit­en. Auf „Black Magic Woman“(später von Santana nachgespie­lt) flirtete er mit Latin. Mit dem träumerisc­hen Instrument­al „Albatross“eroberte er 1968 Platz eins in den Charts. Fleetwood Mac verkauften jetzt mehr Platten als die Beatles und die Stones. Den Erfolg vertrug Green nicht. Er hasste die Zwänge des Musikgesch­äfts. Nach einer erfolgreic­hen Europatour tauchte er in der Kommune von Rainer Langhans unter. Er warf LSD ein, seine latente Schizophre­nie wurde manifest. Die Musik wurde zerfahrene­r. Um sie vom Kommerz freizuhalt­en, arbeitete Green jetzt u. a. als Totengräbe­r. Während seine ExKollegen Fleetwood Mac noch einmal als Stadionpop­band gründeten, blieb Green bei seinem melodiösen Blues. Mit „In the Skies“glückte ihm 1979 ein letzter Welterfolg. Jetzt starb er 73-jährig im Kreis seiner Angehörige­n.

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